Montag, 5. August 2024
Neulich im Plattenladen lief diese Platte und ließ mich sogleich aufhorchen. Das Lied, das ich hörte war wie ein Ting sämtlicher Richtungen des Shoegaze. My Bloody Valentine, Slowdive und Cigarettes After Sex kamen mir als erste Inspiration sofort in den Sinn. “Everyone Out“ hieß das Stück, wie ich auf Nachfrage erfuhr. Von Diiv, wurde dann als Info noch nachgeworfen. „Was, die haben ein neues Album draußen? Zeig her!“
Tatsache, die New Yorker haben ihr 4. Studioalbum vorgelegt und ihr Name (bis 2012 DIVE) ist Programm. Man kann wunderbar in die Musik eintauchen. Ohne Label im Hintergrund wurde das Geld für die Produktion erstmal vorgestreckt und wenn wohl auch Streit, politische Differenzen und Krisengespräche viel Energie abgezweigt haben und den Verlust langer Wegbegleiter zur Folge hatten, kann sich das Ergebnis wirklich sehen lassen.
Die Platte ist nicht euphorisch, klingt aber auch nicht total düster. Die Band hat sich von den Grenzen befreit, die dem Genre oft auferlegt bzw. zugesprochen werden. Schon der Albumtitel zeugt von Humor, wenn auch mit einer leicht zynischen Note. Hier muss ich mir nichts schön trinken, sondern komme von Anfang an voll auf meine Kosten. Anders als bei „Cigarettes After Sex“, deren Lieder nach wiederholtem Hören oft eintönig und austauschbar wirken, finden sich hier abwechslungsreiche Nuancen und Instrumentierungen, die z.B. den Vergleich mit Alben von Slowdive nicht scheuen müssen. Ein idealer Soundtrack auf Wanderungen durch belebte Straßen aber auch auf Spaziergängen an Wiesen und Feldern entlang. Klagende, sauber produzierte Gitarren, sanfter Gesang und im Ohr bleibende Melodien lassen den Hörer der Musik schnell näher kommen und gleich dem Wanderer über dem Nebelmeer, wie ihn Caspar David Friedrich zeichnete, blickt bzw. hört man ruhig in die Weite hinein. Der Gesang scheint von weit her das Ohr zu erreichen, das die Gitarren und das Schlagzeug schon längst umspielen. Dem Album wohnt eine Selbstvergessenheit inne, von der man sich gerne anstecken lässt. Nach eingängiger Recherche behaupte ich, dies ist das erste Album auf dem alle vier Musiker Lieder beigesteuert haben und doch klingt es sehr homogen wie aus einem Guss. Nun muss es draußen nur noch wieder kälter werden, dann ist die Stimmung vollkommen. (M.W.)
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Stichworte: MY BLOODY VALENTINE, SHOEGAZE, SLOWDIVE
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Mittwoch, 27. März 2013
Eine Menge Leute haben auf diese Platte gehofft (vermutet). Und irgendwie lag sie immer in der Luft. Vielleicht zunächst auch nur, weil My Bloody Valentine immer Thema geblieben sind, Referenz. Ab der „Nebenbei-Reunion“ vor ein paar Jahren und den Live-Auftritten wurde der Geruch immer stärker. Und trotzdem: im Grunde so nebenbei wie die Reunion erscheint dann wie aus heiterem Himmel diese Platte, nun auf eigenem Label. Ich gebe zu: ich habe sie nicht herbeigewünscht. Zu oft sind derartige „wir legen doch noch mal nach“ Aktionen im Vergleich zum Werk der Vergangenheit zu schwach und wenig überzeugend. Und schaden letztlich mehr (in Bezug auf das Ansehen) als sie nützen (in Bezug auf das Geld). Das kann man sicher anders sehen (besonders, wenn man gerade das Geld braucht), aber allein schon das Dilemma, den Erwartungen der Fanbase an den rechten Quotient aus Konstanz und Überraschung zu entsprechen (und das nach langer, im vorliegenden Fall extrem langer Pause) kann zur unlösbaren Aufgabe werden (mal ganz abgesehen von der Frage, ob ein Musiker, konfrontiert mit diesen Zusammenhängen, seinem ursprünglichen Instinkt „eigene“ Sounds zu entwickeln überhaupt noch vertrauen kann). (weiterlesen…)
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Stichworte: BLACK 62, KEVIN SHIELDS, MBV RECORDS, MY BLOODY VALENTINE, REZIS
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Donnerstag, 20. September 2012
Wüsste ich es nicht besser, würde ich vermuten, hinter DREAMSCAPE steckten Mitglieder der COCTEAU TWINS, die sich im Jahr 2012 mit Kevin Shields und Bilinda Butcher von MY BLOODY VALENTINE ein Shoegazer-Stelldichein geben und alte Zeiten wieder aufleben lassen. Aber nichts davon ist wahr: Weder handelt es sich bei DREAMSCAPE um einen Zusammenschluss „alter“ Genre-Helden, noch ist die Musik eine aktuelle Imitation oller Kamellen – denn die Tracks selbst entstammen der besten Zeit des Shoegaze, den frühen Neunzigern. (weiterlesen…)
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Stichworte: BLACK 60, CARGO, DREAMSCAPE, KRANKY, MY BLOODY VALENTINE, REZIS
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Donnerstag, 14. Juni 2012
Nach der Veröffentlichung ihres Erstlingswerks “A Brief History Of Love“ stand die Musikwelt und vor allem die Indie-Rockszene komplett Kopf, denn so etwas hatte man schon länger nicht gehört. Hier wurden einfach Klangspuren auf Klangspuren übereinander gelegt, das Ganze rührt sicher auch vom Hobby der beiden Protagonisten her, Robbie Furze und Milo Cordell interessieren sich nämlich für Effektgeräte und alte Synthies. (weiterlesen…)
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Stichworte: 4AD, BLACK 59, MY BLOODY VALENTINE, REZIS, THE BIG PINK, THE NATIONAL
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Dienstag, 28. Februar 2012
Das Cover des Albums zeigt einen Mund im schwarzweißen Halbprofil, der sich soeben zu einer Äußerung öffnet – einer vorsprachlichen, wenn man dem Titel von DISAPPEARS´ neuem Album Glauben schenkt. Zusammengenommen weckt das Assoziationen animalischer, arrhythmischer Klänge; Urwaldgeheul und Lautmalerei scheinen auf dem Programm zu stehen. Was uns erwartet, ist allerdings weit weniger exzentrisch, als man zunächst annehmen möchte, denn letztlich ist „Pre Language“ durch und durch eine (Art Rock-)Scheibe. (weiterlesen…)
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Stichworte: BLACK 58, DISAPPEARS, KRANKY, MOGWAI, MY BLOODY VALENTINE, REZIS, THE JESUS AND MARY CHAIN
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