Gae Bolg geht fremd. Zusammen mit einem ominösen “Dr. Sin“, ein Name, der einem einem schwülen 70er Porno entstiegen sein könnte, hat er die SILVER LADY geformt. Sein “probably craziest side project to date“ verbindet den pompösen Orchester-Sound von Gae Bolg mit trashigem, liebevoll in Szene gesetztem Minimal Pop. Plastic Bertrand meets PSYCHIC TV, an der einen oder anderen Stelle etwas durchgewagnert. In beschaulicher LSD-Atmosphäre brettern die Boxen warme Analog-Sounds in das traute Heim, während Gae-Bolg-Fans wohl vertraute Choräle über trockene Drumcomputer-Rhytmen hinwegdröhnen hören. Letztere werden von psychedelisch-flächigem Begleitwerk umspielt und durch melodiöses Tuten und tutende Melodien ergänzt. Dass es dabei weder mit rechten noch allzu ernsten Dingen zugeht, ist selbstredend. In zwölf Songs haben “Dr. Sin“ – der Name ist zu gut, um nur einmal genannt zu werden – und Gae Bolg ein musikalisch weites Feld abgesteckt. Dementsprechend ist “Inclus Concentré de Génie avec Morceaux Dedans“ alles andere als ein Konzeptalbum und wirkt eher wie eine Sammlung des publikationsreifen Materials, was den Spaß beim Hören allerdings nicht beeinträchtigt. So bleibt man uns seit der Veröffentlichung 2010 z.B. den zweiten Teil des epischen “Opéra pas mal“ schuldig. Auf der in diesem Jahr erschienen CDr-EP “Inclus concentré de bonus avec morceaux dedans“ ist er auch nicht zu finden. Schade.
Während DERNIERE VOLONTE die Welt mit ihrem akzeptabel-eingängigen Minimal-Ableger für Schiffchen tragende Flecktarn-Teens beglückten (Position Parallele), setzen Gae Bolg mit SILVER LADY noch eine überdimensionierte Schippe drauf, garniert mit respektlosem Humor. Ich hatte lange nicht mehr so viel Spaß mit einem Album, das nahezu durchgängig tanzflächentauglich ist. Da verzeiht man selbst den vom wirklich hässlichen Cover verursachten Augenkrebs.
(AnP)
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