NÄO – NÄO (CD)

Die Franzosen von NÄO waren bis zum fulminanten Deutschlanddebüt auf dem diesjährigen Elektroanschlag hierzulande weitestgehend unbekannt. Das hat im Wesentlichen zwei Gründe. Zum einen war das bereits 2002 von Pierre-André Pernin ins Leben gerufene Projekt, mittlerweile zum Trio ausgebaut, äußerst veröffentlichungsscheu und bis 2011 über keines der üblichen Netzwerke mit dem hiesigen elektronischen Untergrund verbunden. Zum anderen wären da noch die bösen E-Gitarren. Die näosche Mischung aus liebevoll komponierten, minimalistischen Sequencer-Melodiebögen, knackigen Drumcomputer-Rumpeln und walzenden Post-Rock-Arrangements ist ungewohnt, zumindest für breitere Hörerkreise – auch und vor allem im Industrial-Kontext, bei dem zu offensichtlich eingesetzte E-Gitarren zu schweren Identitätskrisen führen können.

Ungeachtet dessen war 2011 ein goldenes Jahr für die Band. Im Anschluss an den Auftritt in Altenburg wurden NÄO bei Ant-Zen unter Vertrag genommen. Nur sechs Monate später erschien pünktlich zum Maschinenfest das zugegebenermaßen kreativ betitelte Album „NÄO“. Neben dem 2009 erschienen „Picture This If You Will“ übrigens der einzige Tonträger in neun Jahren Bandgeschichte.

Vielen Künstlern gelingt es nicht, die Spannung ihrer Live-Auftritte auf ihre Alben zu transportieren. Ganz anders in diesem zehn Tracks umfassenden Opus. Eingerahmt in einem unprätentiösen, auf das wesentliche reduzierten Digipack. Die hier zelebrierte verspielte Mischung verschiedener Spielarten elektronischer Musik (WARP lassen grüßen) mit hin und wieder zum Mitzappeln einladenden Riffs, balladesk anmutenden Breaks und plötzlichen Explosionen roher Energie bewegt sich innerhalb eines übersichtlich gehaltenen, aber nie langweilenden Klangrepertoires. Vielleicht liegt hier das Erfolgsgeheimnis: Beschränkung auf das wesentliche, Rastlosigkeit und der Verzicht auf halbgare Verlautbarungen im Dienste irgendeiner „größeren Sache“.

„NÄO“ funktioniert als organisches, im Fluss befindliches ganzes und trotz gewisser Parallelen steht jeder Song vollwertig für sich.  Auf Gesang wird in Postrock-Manier übrigens verzichtet. Den braucht man aber auch nicht, um an dem hochwertig produzierten Album seine Freude zu haben. Hin und wieder ähnelt sich der Aufbau der Tracks ein wenig, aber das ist angesichts des neidlos anzuerkennenden großen Wurfes Jammern auf hohem Niveau. Ein musikalisch ungewöhnlicher Schachzug von Ant-Zen.

(AnP)

Format: CD
Vertrieb: ANT-ZEN
Mailorder: Going Underground
 

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