Essence Music. Eingeweihte wissen, was beim Nennen dieses Labelnamens kommen mag… Zunächst einmal jedoch ist “Noise Of Silence“ auch eine Wiederveröffentlichung (im Original 2007 als CDR), allerdings remastert durch James „of-mastering-fame“ Plotkin und es ist eine der Aidan Baker-Platten der geisterhaften Sorte: ein Gespinst aus Tönen und Stimmen, wesentlich freier als die Mehrzahl seiner Werke; mit einer unwirklichen Stimmung, die das rund 50minütige Stück von der ersten Sekunde an beherrscht. Und sich immer weiter verdichtet (…was bei der Anfangsdichte eigentlich fast unmöglich scheint), immer drängender wird; allein über die suggestiven Stimmen, die diejenigen vor den Lautsprechern gefangen nehmen und hypnotisieren. Definitiv eine Erfahrung, dies über Kopfhörer zu hören (und dabei zu überleben…). Ein Stück voll dämonischer Kraft, selbst (oder besser: gerade) gegen Ende, wenn sich die Schichten zurückziehen und die Unzahl der Stimmen sich zugunsten der des Häuptlings enthalten. Nicht(s) für zarte Gemüter… Aidan Baker = Schamane. Zumindest hier, auf “Noise Of Silence“.
Soweit die Normalversion dieser Wiederveröffentlichung; jetzt die Box: und hier läuft Essence-Music ja traditionsgemäß zur Höchstform auf. Neben der 6-Panel Digipack- Normalversion mit ihrem neuen Artwork von Kevin Yuen enthält diese eine CDR mit ganz frühen Demos von Aidan Baker, die bis ins Jahr 1991 zurückreichen. Die Stücke “Hymn“, “Godless“, “Green & Cold“, “Misunderstanding“, “Merge (Version One)“, “Merge (Version Two)“, “West Of The Sun“ und “Clinging“ zeigen dabei in erster Linie, dass sich Aidan Baker eben schon mindestens 20 Jahre mit collagierter, loopbasierter und repetitiver Musik beschäftigt. Auch wenn einzelne der Stücke aus heutiger Sicht vielleicht noch etwas unfertig wirken oder soundlich noch nicht ganz ausgereift, so reichen sie, um ablesen zu können, dass Aidan Baker neben seiner Lust am Experiment stets auch das Songformat im Hinterkopf hatte. Möglicherweise die naheliegendste Erklärung, warum fast alles (oder alles?) von ihm so einen verführerischen Charme hat; auch bei sehr experimental angelegten Stücken.
Und natürlich die Box selbst: vergleichbar zu der vorangegangenen NADJA-Box auf Essence-Music (“Autopergamene“) ist die Box eine Art texturiert dreidimensional umhüllte Kiste, diesmal in der Grundfarbe Blau, diesmal zum seitlichen Auf- und Auseinanderklappen mit pro Seite je 5 aufeinanderfolgenden, abstrakten Bildpaneelen… opulent und, wie bei diesem brasilianischen Label oft, visuell gestalterisch auf ungewohnten Ebenen.
(N)
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