Eigentlich ist erst jetzt genau die richtige Zeit für diese Platte: draußen scheint verlockend die Sonne, aber natürlich ist es viel zu warm zum Rausgehen, eigentlich viel zu warm für fast alles außer Herumliegen und (ab + zu) träge irgendwas zu trinken zu holen. Und vielleicht daran zu denken, was man tun könnte oder sogar müsste. Was die träge Hitzeblase aber erfolgreich verhindert (bzw. in der Ausführungsgeschwindigkeit, wenn es denn trotz dieser widrigen Umstände dazu kommen sollte, auf nahe Null setzt).
Zumindest “When I See You“ und “Try Not To Hide“, die beiden Opener, transportieren diese Stimmung musikalisch perfekt; der sehnsüchtig / träge gezogene Gesang über transparenten Singer-Songwriter, analog-akustisch / digital-elektrisch Backing… “Structures And Layers“, die #3 (und auch eine mögliche Kurzcharakterisierung für MARCH‘ Musik, die auf den ersten Blick ganz handgemacht akustisch klingt, in Wirklichkeit aber genau so stark von einer Vielzahl kleinster Details elektronischen Ursprungs lebt. “Nur“ das diese so harmonisch eingebettet sind, dass alles ganz selbstverständlich wirkt…) zieht rhythmisch ein wenig an; …der Versuch, aus der Hitze auszubrechen… Aber keine Angst, schon “You Left“ greift wieder stärker die ruhig träge Gesamtstimmung auf… “Deny Me“, ‚6, dann mein Lieblingsbeispiel für traumwandlerische Sicherheit im Umgang mit der Verwebung der Ebenen: unbedingt auch mal über Kopfhörer probieren, wie am Ende plötzlich das Tremolo das Stück in die Unwirklichkeit schiebt… perfekt. “Wintertime“ (in den Harmonien? …oder lasse ich mich nur vom Titel irreführen?) tatsächlich ein wenig außerhalb der allumfassenden Sommerträgheit der Platte; “Go To Sleep“, ganz im Gegenteil zum eigenen Titel wieder lebendiger, treibend und “Find Your Spain“ der harmonische Abschluss…
Und: das diese 9 Stücke über einen Zeitraum von 5 Jahren eingespielt wurden, ist bei der Homogenität der Platte fast unglaublich… Zeugt möglicherweise aber auch einfach nur von MARCH‘ eigener Konzepttreue und dem Sinn für Abwechslung im Zusammenhang. Denn: auch wenn alles wie aus einem Guss scheint: Abwechslung bieten die einzelnen Stücke genug. Das merkt man ggf. nur nicht sofort, dafür später umso mehr.
PS: schickes Cover mit einem Bild von Erik E. im Gesamtdesign von Carl Glover von Aleph.
(N)
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