NADJA/ EDWARD KA-SPEL/ ORBIT SERVICE – Transmit Acoustic Abstraction (CDR)

„A special thank you to those who pre-ordered these a long time ago in a galaxy far away.“ – so ein Teil der Linernotes zu der Bonus-CDr (“Transmit Acoustic Abstraction 1/2“), die überraschend neben den beiden dann eben doch noch irgendwann erschienenden LPs “Transmit Acoustic Abstraction One“ und “Transmit Acoustic Abstraction Two“ von Armchair Migraine Journey, einmal als Split mit Nadja, einmal als Split mit Edward Ka-Spel auftauchte. Zwei Lps, deren Ankündigung mindestens ein Jahr zurückliegt, die zumindest zeitweise gar nicht als LP, sondern 10“ gedacht waren, mit einem Coverartwork, das, will man den früheren Bildern im Netz glauben, schon einmal völlig anders gedacht war, als es jetzt vorliegt: nun die sequelartig gestaltete Skullthematik, silberfarbener Siebdruck auf Schwarz anstatt der bunten Psychedelik, brettdicke Pappe, buchbindermäßig ausgeführtes Verarbeitung, bedrucktes und nummeriertes Inlay. Und natürlich 220 Gramm Vinyl (das allerdings nur schwer zwischen die Coverdeckel passt). Und dann jetzt auch noch diese Cdr (mit 2x Armchair Migraine Journey und je einmal Edward Ka-Spel, Orbit Service und Nadja), in einem mit genau so viel Aufwand gestaltetem Aufklappcover als Entschädigung für die lange Wartezeit.

Das klingt nach mysteriösen Problemen bei der Produktion und Fertigung, das klingt mysteriös insgesamt und genau so mysteriös bleibt es bei der Frage, wer den Armchair Migraine Journey ist oder sind, die hier ja den Rahmen des Ganzen bilden: Bisher hat AMJ 2 Veröffentlichungen auf Beta-Lactam Ring Records als Azetat Platten und eine dritte auf einem ebenso hergestellten Sampler; Auflagenhöhe zwischen 5 und 30. Weltweit. Keine Website, keine Infos. Das Stück “Rock Paper Scissor 2“ (von “Transmit Acoustic Abstraction Two“) in einer anderen Form(?) auch schon auf einer dieser Azetat Platten. Die Musik experimentell collagenhaft, fast abstrakter als die der Gäste (zumindest bezogen auf die Beiträge von Nadja und Orbt Service), dabei den internen Fluss nie verlierend, der “Naughty Acoustic Dream P1“ im “Muff Fuzz Mix“ mit Gastgitarrist Niko Pontocnjack (daher das “P“; vielleicht) genau so klingend, sehr gitarrenorientiert, feedbackgetrieben umherkriechend, “Piano Mash Milk“ im Anschluss das Hinuntersteigen in Hall-Höhlen, verloren…, “Rock Paper Scissor 2“ wiederum ein unstet/träge umherwandernder Moloch, an den Gehörgängen raspelnd, “Naughty Acoustic Dream 2“ dann wirklich naughty, mit “Anonymous Porno Movie Samples“; “Naughty Acoustic Dream 1 (First Version)“, auf der Cdr, wie erwartet völlig anders als die „Muff Fuzz Mix“ Variante, geisterhafter, dabei in einer Mischung aus Frequenzstörung und Schritte im Schnee vorangehend, “Naughty Acoustic Dream 6 (Prophet Whisper Mix)“, auch von der Cdr, eigentlich in der Balance schwebend und dann plötzlich durch Fieldrecordings in ganz andere Richtungen gestoßen.

“Skywriting“ ist dann einer der Nadja Tracks, die leicht ätherisch (auf Nadja Art) über eine ganze Seite Vinyl in Richtung Unendlichkeit driften, eine Art freie Melodie als Aufhänger, mit unterirdisch schiebenden rhythmischen Strukturen, die ich so in diesem Kontext selten gehört habe, die dann gegen Ende plötzlich gerade werden und: Auflösung. Wie ein Sonnenuntergang im Sommer. Der Cdr Track “Stays Demons (Live in Hamburg)“, im Original von der “Touched“ dann das wälzende Monster wie die Original Studioversion, vielleicht sogar noch etwas träger/bösartiger…

Edward Ka-Spel erwartungsgemäß skurriler, schrulliger, fast dadaistisch; “A toxic Kiss from Cancun“ mit einer Dekonstruktion von Fanfare und dann die Abfahrt auf einem klapprigen Irgendwas Richtung irgendwo; wohl zu weiten Teilen Fieldrecording basiert, vielleicht solche aus Cancun? Der Übergang zu Stück zwei, “1973“, ist kaum zu bemerken, so gut passt es; auch dieses Stück beginnt, vergleichbar zu der Fanfare vorher, mit der Vorstellung eines solitären Themas. Im weiteren mit immer stärker steigendem Mysteriösitätslevel und geheimnisvoller Spannung; “1973“ als eine Art intimere Spiegelung Ka-Spel’scher Denkwelten? Mindestens genau so skurril “Yam with Babe“ von der Cdr… ist das jetzt ein Baby oder ein Katzenkind oder wird ersteres in der Bearbeitung durch Edward Ka-Spel zu letzterem?

Orbit Service (nur auf der Cdr) fallen da auf den ersten Eindruck hin fast ein wenig heraus mit “Ghost (Asylum Version)“, eine Art haunting Gesangsstück, das durch Instrumentierung und Soundwahl aber eigentlich ganz perfekt passt; allein die Harmonie (im Sinne der Stimmung) erscheint zunächst ungewohnt.

Bleibt immer noch die Frage, wer hinter  Armchair Migraine Journey denn nun wirklich steckt… …vielleicht ist es ja jemand, der/die dem Label sehr nahesteht. Oder sogar jemand, der/die dort mitarbeitet? Wer weiß. Allerdings finden sich am Ende von “Naughty Acoustic Dream 6 (Prophet Whisper Mix)“ auch irgendwelche niederländischen Anmerkungen; ob das aber etwas über die Identität von AMJ aussagt, ob diese überhaupt von AMJ stammen…?

(N)

Format: CDR
Vertrieb: BETA-LACTAM RING
 

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