Das Mädchen, das auf dem düsteren Plattencover des Albums “Furrier“ von GRUMBLING FUR abgebildet ist, verbirgt sein Gesicht vor dem Betrachter hinter einem Vorhang langer schwarzer Haare. Eine psychotische Angst vor den Blicken neugieriger Beobachter, oder eine bedrohliche Geste wie die des unheimlichen Kindergeistes Samara aus dem Film „The Ring“? Oder sehen wir etwa nur den Rücken der jungen Frau; hat sie sich in einer Verweigerungshaltung vom Betrachter abgewandt? All das würde jedenfalls zur Musik von GRUMBLING FUR passen: Es geht gleichermaßen introvertiert wie bedrohlich-düster zu auf dem ersten Longplayer der Band, der mit seinen dunklen Soundscapes Assoziationen von MERZBOW über diverse Independent-Movie-Soundtracks bis zu Experimental-Jazz und den abgelegeneren musikalischen Gefilden der ausgeflippten 60er weckt.
Das englisch-finnische Ensemble, das sich für diese rauen Soundscapes verantwortlich zeichnet, beinhaltet unter anderem Mitglieder der Bands ULVER (Daniel O`Sullivan) und CIRCLE (Jussi Lehtisalo). Personal also, das sich bestens auskennt mit der Erzeugung komplexer Soundtexturen, die den Rahmen des Üblichen sprengen. Das Besondere bei diesem Projekt allerdings scheint das Grenzüberschreitende der Kompositionen zu sein: Psychedelia und Drones, Filmmusik, Jazzansätze und Ethno-Pop (!) fügen sich zu einem homogenen Ganzen, während der Gesang von verhaltenem Metal-Grunzen zu ENIGMA-ähnlichen Passagen variiert. Als habe man in einem genetischen Experiment Michael Cretu und AIR mit THROBBING GRISTLE gekreuzt und die so erschaffene Kreatur mit Psychedelic Rock aus der Flasche aufgezogen.
Sicher wird eine solche Mischung nicht jedermanns Geschmack sein. Bewundernswert ist allerdings, wie GRUMBLING FUR sich mit dieser Methode jeder Einordnung in gängige Kategorien (siehe oben) entziehen. Kaum glaubt man, die Essenz der Musik erfasst zu haben, schon wechselt die Band (meist innerhalb desselben Stücks) die Richtung, und man ist erneut beeindruckt. So könnte man eben auch zum Schluss kommen: hier ist wirklich für jeden Liebhaber düsterer, unkonventioneller Klänge etwas dabei.
(M.Reitzenstein)
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