Das die Synthie-Popper von DE/VISION mit ihrem letzten Album „Popgefahr“ wieder zu ihren Wurzeln zurückgekehrt sind, dürfte inzwischen bekannt sein und auch die Konzerte dazu wurden kostensparend als Duo bestritten. Das ihnen dabei leider der Groove und die Lockerheit des Vorgängeralbums „Noob“ abhandengekommen ist, hatte ich ja schon im „Popgefahr“-Review angemahnt und ich bin immer noch der festen Überzeugung, dass dieser Rückschritt zum langweiligen wie blutleeren Synthie-Pop vom Anfang der 90er Jahre nur ein Zugeständnis an die Fans und letztendlich an den Markt war. DE/VISION können eigentlich deutlich mehr und sind schließlich mit einer der besten sowie variabelsten Stimme des Genres gesegnet. Der jetzt veröffentlichten Remix-Doppel-CD ging ein Contest im Internet voraus, bei dem sich Bands, Projekte oder einfach nur Fans mit eigenen Interpretationen von Songs aus dem letzten Album von DE/VISION bewerben konnten. Eigentlich keine schlechte und vor allem auch clevere Idee, denn das spart Geld für teure Remixer, denn im sonst üblichen Remix-Austausch-Geschäft sind DE/VISION ja nicht gerade sehr namhaft im Spiel. Trotzalledem haben sich auf die zwei CDs einige bekannte Namen des Genres verirrt, welche aber fast alle mit ihren Remixen enttäuschen. So sind die Mixe von T.O.Y., MESH, DECAY INC. und Daniel Meyer (HAUJOBB, COVENANT) leider nur langweilige Standartarbeiten, wobei ich gerade von letzterem entschieden mehr erhofft hatte. Klar war mir dabei aber auch schon, dass ich hier keine Dubstep-, Hip Hop-, Witch House- oder Industrial-Remixe zu erwarten hatte und die gefällige Beat-Unterfütterung der Songs im Vordergrund stehen würde. Besser gefällt mir da schon die schleppend-pulsierende Variante von IRIS oder die rockige Version von TENEK. Die wirkliche Überraschung sind aber eigentlich die restlichen Fan-Remixe, welche sich wesentlich mehr als die biederen Originale trauen. Allen voran der ebenfalls sehr rockig ausgefallene Remix von „Ready To Die“, das experimentell-pumpende „Rage“, die schwingende Akustik-Version von „Twisted Story“ oder das ambient-shuffelnde „Until The End Of Time“, um nur einige zu nennen. Auffallend ist vor allem die mehrfache Integration von Gitarre und Schlagzeug in den Sound, was ja laut DE/VISION angeblich so gar nicht von den Fans gewünscht wäre. Das Ganze gibt es übrigens auch noch als US-Edition mit komplett anderen Remixen. Am Ende steht jedenfalls die Erkenntnis, dass ein Remix aus einem schlechten Song keinen guten machen kann (bestes Beispiel „Mandroids“), aber immerhin ist „Popgefahr – The Mix“ eine annehmbare Alternative zum eigentlichen Album. Laut einem Interview gefällt selbst DE/VISION-Sänger Steffen Keth die Remix-Version besser als das Original und das macht ja dann doch wieder Hoffnung auf das für nächstes Jahr angekündigte neue Album. (Marco Fiebag)
Format: 2CD |
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