So schnell wie der Trend Witch House in den Weiten des Internet auftauchte, ist er leider auch schon wieder darin verschwunden. Neben dem Referenz-Album von SALEM und den omnipräsenten MATER SUSPIRIA VISION ist das Label Robot Elephant eines der wenigen, die das ehemals gehypte Genre noch nachhaltig bedienen. Gern erinnere ich hierbei an die hervorragende wie auch weiterhin empfehlenswerte „Isvolt“-Compilation des Labels, welche einen repräsentativen Überblick auf das Genre im physisch „anständigen“ Format gibt. Vorliegende Split-Veröffentlichung präsentiert jetzt gleich zwei überlebende Aktivisten der ersten Stunde des Witch House, die auch auf oben genannter Compilation vertreten waren. FOSTERCARE beginnen ihre Seite ungewöhnlich rhythmisch und wenn auch im Verlauf mit den verfremdeten Rap-Gesang, gepitchten Mickey Mouse-Vocals, stolpernden Beats und leiernden Synthesizer-Flächen typische Witch House-Trademarks auftauchen, steht doch eine gewisse Tanzbarkeit im Vordergrund. Absolut hypnotischer Höhepunkt ist dabei gleich der zweite Track „Low“, welcher mich mit seinem emotionalen Gesang und den melancholisch-melodischen Synth-Sounds fatal an die alten EBM-Helden von CLICK CLICK erinnert. Mit „San Marino“ von RITUALZ im FOSTERCARE-Remix steht am Ende dann ein flirrender Dark-Dance-Trance-Rave-Track, der eine gute Überleitung auf die Seite von RITUALZ (das Projekt mit den 3 Kreuzen als Logo) gibt. Dort lässt mich „King“ ebenfalls an CLICK CLICK und das instrumentale „III“ an die guten alten VNV NATION denken, wie der abschließende hämmernde RITUALZ-Remix von FOSTERCARE’s „Cold Light“ Reminiszenzen zu „Born Slippy“ von UNDERWORLD aufweist. Allerdings sind diese Vergleiche absolut rein subjektiv und vielleicht etwas weit hergeholt oder am Ende gar verwirrend. Ich empfinde jedenfalls die insgesamt 9 Tracks bzw. den Sound als sehr erfrischend und mit einer ungemeinen Sogwirkung versehen, so dass das Album bei mir seit Wochen ununterbrochen hoch und runter gespielt wird. Um den Sinn einer solchen Split-Veröffentlichung natürlich so richtig wirken zu lassen, empfiehlt sich die Vinyl-Version mit den bedingt durch das Format strikt getrennten Seiten, aber aufgrund der oben aufgeführten musikalischen Nähe der beiden Projekte läuft auch die CD fast nahtlos in einem Fluss durch. Am besten man hört auf der Seite des Labels mal rein und bestellt bei Gefallen dann gleich dort direkt! (Marco Fiebag)
Format: LP/CD |
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