CAPRICE – Masquerade (CD)

Und wieder erscheint aus dem Hause Prikosnovenie ein wahres Juwel – um nicht zu sagen ein kammermusikalisches Kleinod in Form der neuen CAPRICE-CD, mit dem holden und zur Jahreszeit (Frühjahr – „Narrenzeit“) passenden Titel „Masquerade“ – das mit dem Coverartwork prima dargestellt wurde. Aber das Konzept des Albums ist komplett anders angedacht und umgesetzt, als eben noch erwähnt und wird kurz im auffaltbaren Booklet erklärt.

Und zwar basiert der Titel “Masquerade“ auf einem russischen Gedicht,  das von sechs Poeten geschrieben wurde, dieses in Russlands dunkelster geschichtlicher Periode, nämlich zu Zeiten Lenins bzw. Stalins, die in ihrer Regentschaft leider viele Millionen Menschen umgebracht haben. Hört man die CD komplett am Stück, muss man rein musikalisch gesehen, unweigerlich an das Schicksal der ermordeten Zarenfamilie denken. Es sind ebenfalls einige russische Personen namentlich erwähnt, die in diesen grauenvollen Jahren im jungen Alter unter diesem unmenschlichen System gestorben sind. Also ein sehr ernstes Thema, aber hier nun genug der Tristesse und Geschichtsaufklärung.

Das Label Prikosnovenie ist ja inzwischen dafür bekannt, allerhand illustre Alben meist eher unbekannter Gruppen zu promoten und zu veröffentlichen. Zudem in diesem Falle das Herkunftsland von CAPRICE – Russland – nicht gerade für opulente Vermarktung von Independentmusik im weitesten Sinne bekannt geworden ist. Doch wenden wir uns nun dieser gefühlvollen Neuerscheinung zu: CAPRICE – eine siebenköpfige Gruppe ist im Bereich des klassischen, weiblichen Heavenly Voices – im Sinne von Gruppen wie z.B. STOA, LOVE IS COLDER THAN DEAD, CLAIRE VOYANT, ATARAXIA, CHANDEEN und QNTAL – beheimatet.

Der allgemeine Sound von CAPRICE, die sich 1996 aus einem Studioprojekt entwickelt haben, ist teilweise zudem etwas mittelalterlich, neofolkig und neoklassisch angehaucht und in hübsche, harmonische Arrangements verpackt. Und über all diesen wunderschönen Klängen trohnt die graziöse Stimme von Sängerin Inna Brejestovskaya, die Kompositionen sind im übrigen von Anton Brejestovski ins Leben gerufen worden. Das Ganze wirkt in seiner Gesamtheit sehr weltmusikalisch arrangiert, schon der Einstiegstrack mit seinen schweren Glockenklängen und opulenten Chören erinnert fast ein klein wenig an ARCANA bis dann die galante Stimme von Sängerin Brejestovskaya einsetzt (hier kommt dann die Gänsehaut ins Spiel), übrigens werden meines Hörens nach die Songs komplett in Russisch intoniert, jedenfalls habe ich im Booklet Zeilen gelesen, derer ich definitiv nicht mächtig bin. Auch die folgenden Lieder bieten feinsten barocken Ethereal Stuff – mal etwas rockiger und mal gar ein klein bisschen poppig angehaucht. Selbst die nostalgisch mit Klavier untermalten Titel lassen den Zuhörer viele feinfühlige Facetten in der Musik von CAPRICE entdecken.

Und so hat jeder Song auf der CD seinen eigenen Charakter und absoluten Wiedererkennungswert. Eigentlich eine CD, die mehr in den Herbst passen würde als in diese aktuelle Jahreszeit, aber vielleicht kann man ja auch die Frühjahrsmelancholie trotz des schweren, emotionalen Themas, mit dieser klangvollen Musik von CAPRICE etwas in sein Herz einlassen.

(S. Ericksen)

Format: CD
Vertrieb: PRIKOSNOVENIE
Mailorder: Going Underground
 

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