Geradezu „gothic“ sieht das Cover des Digipaks mit dem nachdenklich sinnenden Steinengel aus, doch wer STEVE ROACHs Musik kennt, wird wissen, dass es sich bei „Sigh of Ages“ nicht um etwas handeln wird, das mit Gothic Rock zu tun hat. Natürlich trügt der Titel nicht, und insofern passen auch die Bildmotive gut, es handelt sich (auch) bei diesem Opus um ein sehr ruhiges, getragenes Album. Womöglich passend zum Statuendesign, für das Sam Rosenthal verantwortlich zeichnet, würde ich die sich zu Beginn erhebenden Klänge denn auch eher in Richtung Neoklassik denn Dark Ambient einordnen. Auch wenn vieles gegen Schubladen spricht, möchte ich damit ausdrücken, dass es hier um sich langsam entwickelnde, synthetisch produzierte und doch organisch klingende Töne geht, und nicht um düstere Klangschleifen oder Ähnliches. Auch fehlen Samples ebenso wie eine Gesangstimme oder Rhythmus, sodass mir als erste Vergleiche HIS DIVINE GRACE oder womöglich REGARD EXTREME einfallen, wenn man sich den Sound von letzterem Projekt elektrischer und weniger martialisch vorstellen kann. Nach „The Quelling Place“ wird es dann bei “The View from Here” noch elektronischer und lebhafter, sodass man an die verspielten und verträumteren Klänge von COIL (in der Tat: sigh…) denken muss und darf, wobei es vielleicht auch mit dem Namedropping zu viel wird – aber hört mal rein! Erst nach etwas über 10 Minuten enden die hypnotischen Klänge dieses Tracks, und auch das noch längere folgende „Sentient Breath“, welches einen in einen warmen, dunklen Fächer aus Sound zu hüllen scheint, sowie „Morning of Ages“, das auch durch seine Instrumentierung am „klassischsten“ und fast etwas melodramatisch klingt, lassen einen nicht los. Wiederum etwas verspielter und geradezu orientalisch, dabei immer wieder mit vielerlei Klangfarben überraschend, sind die 16 Minuten von „Return of the Majestic“, was durchaus viel weniger majestätisch oder bombastisch klingt, als es in verwandten musikalischen Genres oft üblich ist. „Longing to Be…“ schließlich heißt das Stück, das uns nach angenehm akustisch ausgestalteter Ruhe wieder in eine Welt entlässt, in der die „Seufzer“ womöglich weniger gut klingen und die weniger ruhig ist, sodass womöglich schon bald wieder der Moment kommt, in dem man „Sigh of Ages“ wieder hören und darin ein wenig versinken möchte. Auch wer schon einiges an „düsteren Soundscapes“ hat, sollte hier mal reinhören!
(flake777)
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