Es muss ja nicht immer etwas an einer neuen Künstlerin dran sein, wenn Brain Eno oder Nick Cave Fans von ihr sind, aber wenn mein Kumpel Paul völlig begeistert vom GRINDERMAN-Konzert kommt und dort von der als Vorband agierenden Anna Calvi sogar eine handsignierte Single gekauft hat, obwohl er selbst gar keinen Plattenspieler hat, schon! Nur mit ihrer „reitenden“ Gitarre und überaus beeindruckenden kräftigen Stimme füllt Anna Calvi souverän ihr Debüt-Album aus, mal abgesehen von dezenter Schützenhilfe durch Harmonium und Schlagzeug. Der bluesig getränkte Wüstenrock mit Flamenco-Einfluss weist dabei aber eher in Richtung David Lynch als Tartantino, wobei auch Assoziationen mit PJ Harvey, Nico oder bzw. natürlich Siouxsie erlaubt sind. Die zierliche Anna Calvi mit ihrer für sie viel zu großen Telecaster-Gitarre zieht in den knapp 40 Minuten sparsam, aber wirkungsvoll alle Register zwischen verwegen, verstörend, verrucht, lasziv und düster, um letztendlich gefährliche Suchtgefahr auszulösen. Schwungvolle Spannungsbögen werden ganz von ihrer betörenden Stimme getragen und auch viel Raum für das instrumentale Effekt-Spiel der Gitarre gelassen. Obwohl Anna Calvi nichts wirklich Neues macht, passen hier Stimme, Instrumentierung, Optik und Produktion (Rob Ellis) atemberaubend zusammen. Schon jetzt eines der besten Alben des noch jungen Jahres, welches ich hier sogar ausnahmsweise mittels eines Promo-Downloads rezensiere und mir im Anschluss so gleich die vorbildlich gepresste FOC-LP + MP3 bestellt habe – da muss also wirklich was dran sein, oder?! Ansonsten gibt es noch die Variante als CD im Digipack und die eingangs bereits erwähnte Single, welche 2 exklusive Songs enthält und einer davon die unbedingt hörenswerte Interpretation von Edith Piaf’s „Jezebel“ ist. (Marco Fiebag)
Format: LP / CD |
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