Roger Baptist alias RUMMELSNUFF ist Musiker, Kraftsportler und Seemann in Personalunion und ein Bild von einem Mann. Durch seinen Vater, den Posaunisten und Bandleader Peter Baptist geprägt, bewegt sich seine erste Band KEIN MITLEID im Untergrund der sterbenden Deutschen Demokratischen Republik, um 1989 kurz vor der Wende mit den FREUNDEN DER ITALIENISCHEN OPER zu neuen Ufern aufzubrechen, die nur drei Jahre später in einer mysteriösen Nebelbank verschwanden. Übrig blieben leider nur eine Schallplatte namens „Um Thron und Liebe“ und die Legende von einer grandiosen Band, von der noch heute Wissende mit leuchtenden Augen gern schwärmen. Die Jahre danach verbrachte Roger Baptist mit dem martialischen Electro Industrial-Trio AUTOMATIC NOIR, um auch hier kurz vor dem großen Erfolg bzw. Durchbruch das Handtuch zu werfen, die Anker zu lichten und auf einem norwegischen Handelsschiff anzuheuern. 5 Jahre bereiste er damit die Weltmeere von Hammerfest bis Sansibar, um erst 2004 anläßlich des 40. Geburtstages vom FDIO-Tenor Ray von Zeschau wieder auf den Planken zu stehen, welche für ihn eben doch die Welt bedeuten. Nach dieser einmaligen Reunion der FREUNDE DER ITALIENISCHEN OPER wieder Blut geleckt, gründet Roger Baptist sein elektronisches Soloprojekt RUMMELSNUFF, mit dem er sich ein letztes Mal musikalisch beweisen will und dies auch bis zur bittersten Konsequenz tun wird. Beeinflußt und sozialisiert durch die Musik von KRAFTWERK, DAF, DIE ART, DEVO, TRIO, JOY DIVISION und LAIBACH, durchsetzt von derb-herzlicher Seefahrer-Romantik und garniert mit einer imposanten Erscheinung, hält RUMMELSNUFF mit seinem Debüt-Album „Halt durch!“ direkten Kurs auf die Körper, Köpfe, Ohren und Herzen von wachen wie verstehenden Leuten weltweit. Seine auf der einen Seite recht ironischen Texte gewahren auf der anderen Seite aber auch ein gutes Maß von ehrlicher Brachial Romantik, die nur so vor Männerschweiß strotzt. Die manchmal doch sehr derbe Ausdrucksweise und der rüde Ton sind übrigens auf prägende Jugenderinnerungen aus der DDR zurückzuführen, wo jener Jargon auf den Sportplätzen üblich war. Natürlich wird der Muskelbulle mit ostdeutschen Wurzeln im Hans Albers-Look mit seinen zum Teil volkstümlichen Electro Doom-Shantys zwischen Kraft, Eisen und Schlager polarisieren (Mißverständnisse eingeschlossen), doch wer einmal „Halbstark und laut“ unter „Vollnarkose“ vom „Sliwowitz“ genippt, anschließend eins „Fett in die Fresse“ gekriegt hat, kann getrost mit dem „Rummelkäpt’n“ vor „La Rochelle“ anlegen oder sich mit „Kumpel, Glück auf!“ unter Tage begeben. Daß das minimale wie direkte Ergebnis gleichfalls im Darkroom, auf der Indie-Disco wie im Bierzelt funktioniert, mag verwundern, aber diese neue Strommusik muß man gehört und vor allen gesehen haben, denn neben der sportlich-kultigen Optik bieten zahlreiche professionelle Videoclips eine weitere Augenweide bei den Konzerten von RUMMELSNUFF. Roger Baptist besitzt das Potential für etwas ganz Großes, welches mit den 13 bzw. 14 Songs von „Halt durch!“ noch lange nicht ausgeschöpft, aber immerhin eindrucksvoll festgehalten wurde. Geh, hör und sie. Und wer jetzt noch rumfläzt, kommt in den Schwitzkasten! (M.F.)
Format: CD |
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