FRANCISCO LÓPEZ – Amarok (CD)

Erneut erscheint eine Veröffentlichung vom Glacial Movements-Label in einem vorwiegend weißem Digipak. Diesmal ziert das Cover ein schemenhafter Schatten, der ebenso eine Ansammlung verschiedener Bischöfe als auch die Spur einer Wolfstatze sein könnte (okay, wer weiß, dass ein Amarok ein Wolf ist, denkt wohl eher nicht an Bischöfe). Der über eine Stunde lange einzige Track auf dieser CD nähert sich einmal mehr dem Extrem der Stille an. So beginnt „amarok“ zunächst einmal tonlos, es sei denn, meine Anlage war nicht in der Lage, irgendwelche speziellen Frequenzen wiederzugegeben, so dass erst nach ein paar Minuten ein ganz leiser, feiner Ton zu hören ist. Ja, auch hier wird durch die Thematik des Labels und das Artwork der Gedanke an leise Winde, die über Schneeflächen wehen, evoziert und nicht zuletzt durch den Verzicht auf Rhythmus wirken auch die Klangflächen geradezu endlos. Langsam entwickelt sich der von FRANCISCO LÓPEZ kreierte Sound, doch klingt „entwickelt“ zu zielgerichtet für die Komposition aus field recordings und vorwiegend sehr unaufdringlichen Tönen, die mehr musikalische, natürliche Landschaft ist als wirklich „zivilisierte“, gezähmte Musik. Wer auch nur eine ungefähre Ahnung von der auf diesem Label veröffentlichten Musik hat, wird wissen, dass „amarok“ alles andere als ein wildes Album im Sinne von laut oder aggressiv ist; doch gerade in der Stille und Weite, die den Hörer zur Konzentration zwingt, so er nicht abdriften und dieses Album als reines Hintergrund-Ambient-Geräusch wahrnehmen will, liegt eine gewisse Wildheit, eine Rohheit, die gerade nicht im Überschuss liegt, sondern in der Reduktion. Wie weit man die Annäherung an die Abwesenheit von Tönen und Struktur noch treiben kann, um weiterhin als Musik wahrgenommen zu werden, ist gewiss keine Frage, die man so schnell wird beantworten können. FRANCISCO LÓPEZ jedoch nimmt jene, die bereit sind, genau hinzuhören, mit auf eine Reise in die Nähe zur Stille, immer an deren Grenze entlang, durch die weißen Flächen etwas, das man vielleicht Minimal Cold Ambient nennen könnte. Womöglich kann man es auch gar nicht benennen, da man schweigen muss, um es hören zu können. (6,5/10) KMF



Format: CD
Vertrieb: GLACIAL MOVEMENTS
 

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