MERCIFUL NUNS – Finistère 2CD (CD)

„Der Tod, ein flüchtiger Atem – alles endet und beginnt zugleich. Und wer diesen Atem gespürt hat, wird wissen, dass Trennung nur ein Wort ist, erfunden von jenen, die noch warten müssen.“ Finistère – the End of the World. Der Mythenumrankte Ort am Ende der Welt, wo die Sonne vom Meer verschluckt wird. Ist es ein Übergang in eine andere Dimension, Transformation, Tod,  Auflösung oder Neuanfang? Als ich Mastermind Artaud Seth beim diesjährigen WGT in Leipzig ein Paar Minuten seiner Zeit stehlen durfte, deutete er kryptisch ein eventuelles Ende der Aktivitäten seines Projektes an bzw. rief „Finistère“ als mögliches finales Opus aus. Man kennt die Geschichte um den Vorgänger Garden of Delight, also warten wir dies mal ganz entspannt ab. Ich muss immer wieder staunen, mit welcher Schaffenskraft, Tiefe und Konsequenz der Musiker die Merciful Nuns auf ein Level gehievt und installiert hat in den letzten Jahren – Atmosphäre, Sound, Video-Ästhetik und okkulter Überbau eine Synchronität in Sachen Qualität erfahren, die innerhalb des modernen Goth Rock schon ein Alleinstellungmerkmal innehaben. Höre ich „Finistère“, die vielen Stimmungen, Dynamiken, der sogartige Kreislauf zwischen hypnotisch dunklem Trance Rock (‚Astralith‘), der vor Pink Floyd Einflüssen nicht zurück schreckt – klassischen, teils metallischen Goth Rock Zitaten in ‚Occvlanth‘ und ‚The Tower‘ mit sehr gelungenen weiblichen Vocals von Aeleth Kaven, schwebend-sphärisch, brüchig emotionalen Strukturen in ‚The Memorial‘ oder auch ‚Memorial’s Grey‘, dann fällt mir aktuell nichts Vergleichbares innerhalb der dunklen Szene ein. Der konzeptionelle Überbau, die mal erzählerischen, mal emotional berstenden Vocals, textliche Komplexität, Welten die sich offerieren, Fragen die gestellt werden, dunkle Räume die geöffnet werden. Artaud und das hat sich in den letzten Videos/Singles bereits mehrfach angedeutet (u.a. ‚Weltunter‘), weiß einer scheidenden Welt mit einiger Melancholie und Endlichkeit den Spiegel zu offerieren („A Bullet in my Head will bleed – Oh bury me beneath Your Feet..) Komplexität, Transzendenz und ein hohes Maß an verdichteter Atmosphäre innerhalb des visuell, textlichen Inhaltes, vor allem aber in der Musik macht den musikalischen Ausdruck nach dem bereits bärenstarken „Oneironauts“ nochmal tiefer, düsterer und erhabener. Sakrale, von tiefen Sound-Teppichen geprägte Strukturen, Samples und okkulter, fast surreal anmutender Mystik Rock (‚Black Monoliths‘) fundamentieren den Status des Projektes. A.Seth führt leidenschaftlich als Astral-Reisender, Prophet und mahnender Erzähler durchs Szenario. Die Band hat längst ihren kosmisch-transzendenten Sound gefunden und dieser ist wabernd, Nebelverhangen, düster intensiv in jeder Sekunde und wenn Du den verzweifelten Unterton im Titelsong hörst, ob in der normalen Version oder auf der Bonus-CD in einer Art düster ambienten Alternative, weisst Du meine Attribute richtig einzuordnen. Mächtig, mahnend, emotional, dynamisch und absolut Tiefe-generierend bringen Dich die Musiker an ferne Menschenleere Orte, heben Genre-Kategorien spielerisch auf und agieren mal kraftvoll düster, aber auch voller Melancholie verletzlich und entrückt. Jeder Song hat sein eigenes Licht/Finsternis – es fügt sich alles wie von selbst zu einem großen Ganzen und wenn Du so willst, betrachte die knapp 70 Minuten „Finistère“ als das „Elysium“ der Merciful Nuns. Wäre hier Schluss, so sag ich von Herzen: Danke für die musikalischen Reisen.

(R.Bärs)

Format: CD
 

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