DAWN+DUSK ENTWINED & NATURE MORTE – Toutes les heures blessent, la derniere tue (CD)

Die Franzosen um DAWN AND DUSK ENTWINED haben mit ihren letzten, sehr Cold Wave-nahen Releases schon für positive Überraschung gesorgt, nahm ich die Band in ihren frühen Tagen doch als fast reines Dark Ambient Projekt wahr. Diese aktuelle Zusammenarbeit mit den Landsleuten NATURE MORTE (ebenfalls seit der Jahrtausendwende relevant), die im englischen „Every Hour hurts, the last One kills“ bedeutet, präsentiert man den Freunden von feinstem dunklem Ambient ein Sahnestückchen, wie es so in den späten 90s dank Labels wie Cold Meat Industry oder Tesco zuhauf in besagter Qualität gab. Obendrauf in limitierter edler A5-Folder Version, dies natürlich sehr limitiert. Begeisterte mich das geheimnisvolle neue Apoptose-Album zuletzt auf ganz besondere Weise, wissen die Franzosen mit einer Vielzahl von Samples, verfremdeten Vocals und allerhand spannenden, sehr atmosphärischen Gimmicks ebenfalls ein tief surreales Szenario zu entwerfen. Mit viel Sensibilität und Feingespür wird ein sogartiger Teppich ausgelegt, der den Tag zur Nacht macht – geistern ambiente Sound-Fäden zu melancholischen Flächen, kristallinen Geräuschkulissen und allerhand strangen Klangcollagen durch die Gehörgänge – sodass ich nicht nur einmal an Vertreter der alten Schule denken musste wie Raison D’Etre, Desideri Marginis und wie sie alle hießen. Ein zauberhaftes Stück wie ‚En Mémoire de la forêt‘ berührt mich zutiefst und es weckt Erinnerungen an das Ausnahme-Release von Regard Extreme & Les Joyaux de la Princesse mit ‚Die weisse Rose‘, bei dem diese bestimmte Form von Melancholie, eine fast geisterhafte Sanftheit durch die hinterlassenen Räume wehte. Richtig liebevoll in Szene gesetzt, hier und da mit akzentuierter Percussion bleibt es nicht nur im reinen Ambient verhaftet. Ähnlich dieser Kollaboration damals in den mittigen 90s scheinen sich hier zweit Künstler-Projekte mit ähnlich sensitiven Nachhall gefunden zu haben und nehmen den Hörer mit einer Vielzahl an Nuancen an die Hand und in die stille Nacht hinaus. ‚La Vision‘ schwebt für eine ganze Weile, dann folgt eine sanft weibliche Erzähler-Stimme, hintergründige Percussion und winterliche Synths wie zu besten Runes Order-Zeiten – so muss das. ‚Rage‘ brodelt und hat abgefahren düstere, gar monströse Sound-Effekte, die mit eruptivem Schlagwerk und düsteren Flächen erneut gehörig Stimmung erzeugen können. Das epische, über 10-Minuten mäandernde ‚Léthé‘ zieht tiefe sakrale Sound-Furchen, die sich an den besten Momente der Schweden von Raison D‘ Etre orientieren. Leise, still, erhaben mit feinen Echo’s aus Percussion ziehen die schwermütigen Melodien durch eine ewige, nie endende Nacht, bei der sich in Sachen Text/Inhalt eine gehörige Portion Schwermut und Tragik der Akustik symbiotisch erweist – wunderschön und schmerzhaft jenseitig. Etwas akzentuierter, mit Piano geistert ‚Mauvais Sang‘ durch die Flure, mit gelungenen Sound-Fragmenten, Field Recordings und stimmungsvollen Fragmenten gestalten die Bands ihren emotionalen, sehr düsteren Ambient-Sound spannend und zutiefst atmosphärisch. In Sachen hypnotischem Ambient schon jetzt eine der besten Releases in 2025.  (R.Bärs)

Format: CD
Vertrieb: Aube Et Crépuscule
Mailorder: Going Underground
 

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