ROME – Civitas Solis (CD / LP)

Willkommen in der Stadt der Sonne! Der Name, welcher Tommaso Campanellas gleichnamigem Buch aus dem 17 Jh. entnommen ist, klingt zwar verheißungsvoll doch beim Hören der 14 neuen Lieder aus Luxemburg wird schnell deutlich, dass im Lichte der Sonne erst recht vieles zu sehen ist, was nicht gemäß dem Motto „Seid Zur Heiterkeit bereit!“ betrachtet werden kann. Davon wird hier noch zu lesen sein.

Gleich das erste Lied der Platte trägt alle Qualitäten, die ein ROME- Stück auszeichnen. Die akustische Gitarre begleitet Jerome Reuters eindringlichen Gesang, untermalt von strengen Trommelschlägen und einem sich durch das Lied ziehenden wiederkehrenden (Schlacht)Ruf. In diesem Fall ist es der Titel des Eröffnungsstückes des Albums. „La France Nouvelle“ wird hier mit etlichen Overdubs von Reuters Stimme dynamisch intoniert.

In schnellem Schritt marschiert man im Anschluss in glänzendem Schwarz der Sonne entgegen und aufgrund des Tempos ist es nicht leicht Schritt zu halten. Dafür hat man dann Zeit zur Rast, während „Tomorrow We Live“ erklingt. Die Gitarre erhält hier die volle Aufmerksamkeit und einmal mehr zeigt sich Jerome Reuters Talent markante Texte zu schreiben und sie den melancholischsten Melodien mitzugeben. Danach ist wieder Aufbruch angesagt. „Food For Powder“ wird in die Welt hinaus geschrien und wer das vorletzte ROME-Studioalbum „Gates Of Europe“ noch im Gedächtnis hat, weiß in welche Richtung hier geschrien wird. Auch „Mar’Yana“ lässt sich mit Zeilen wie „All throught this night, til I’m back with Mar’Yana, boys“ als Hommage an Mariupol deuten. Jener Stadt, der schon auf dem eben erwähnten Album mit einer Ballade ein Denkmal gesetzt wurde. „Ad Vindicta“ wäre zwar eine passende musikalische Untermalung eines Pubbesuchs in Irland oder Schottland aber auch hier werden tote Brüder und Soldaten besungen. Während U2 medienwirksam in halber Besetzung mal ein paar ihrer Lieder in einer Kiewer U-Bahn-Station zum besten gaben, hält ROME kontinuierlich den Zeigefinger gen Osten, um den Konflikt nicht dem Vergessen zu überlassen.

Mit Civitas Solis hat Jerome Reuter wieder ein solides Werk vorgelegt und man muss sich einmal mehr fragen, woher der Mann die Energie und Kreativität nimmt. Nicht umsonst überschreibt Marcus Stiglegger (Golgotha, Vortex) seine auf Jeromes Wunsch hin verfassten Linernotes mit den Worten „Ein Mann gegen die Zeit“ (angelehnt an das letzte gesungene Lied des Albums). Dort schreibt er passend von Jerome Reuter als einen Suchenden auf den weniger ausgetrampelten Pfaden der Geschichte. Die Geschichte des 20 Jahrhunderts scheint uns gerade wieder einzuholen und darauf macht uns auch „Civitas Solis“ aufmerksam. Melodien, die im Ohr bleiben, und differenzierte Arrangements der einzelnen Lieder bringen wieder viel Abwechslung auf die Scheibe und doch ist jedes Lied sofort als ROME-Werk erkennbar, oftmals schon bevor der Gesang überhaupt einsetzt. Die Anhängerschaft scheint auch stetig zu wachsen, denn man muss sich bei jeder neuen Veröffentlichung, zumindest beim LP-Format, immer mehr beeilen ein Exemplar zu ergattern. Und doch ist nicht zu leugnen, dass es seit den letzten Jahren und den darin zu findenden Tonträgern immer schwerer wird, die Songs ihren Alben zuzuordnen. Die Struktur der Stücke und die Nutzung der stimmlichen und melodiösen Ansätze befinden sich auf einem mittlerweile routinierten oder sagen wir gut ausgebauten Fahrweg. Wem das zu eintönig wird, der kann jederzeit auf die parallele Spur wechseln, auf der in Kürze der fünfte und letzte Teil von ROMEs Martial Ambient Serie erscheinen wird. Der Titel: “Aster & Edelweiss”. (M. W.)

Format: CD / LP
Vertrieb: TRISOL
 

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