WOLFGANG FLÜR – Modern Times (CD / LP)

WOLFGANG FLÜR, das ehemalige Mitglied am Schlagzeug der legendären Kraut Elektrorocker und Vorbild vieler Synthgruppen aus aller Welt – der Düsseldorfer Kultband KRAFTWERK, die ich dieses Jahr im Dezember in Lingen endlich mal live sehen werde, hat ein neues Solo Album veröffentlicht. FLÜR, der den deutschen Elektropionieren  von 1973 bis 1986 angehörte, hat sich darauf mit dem zeitlosen und kreativen Thema „Zeit“, über das schon endlose Bücher geschrieben wurden, auseinandergesetzt und das in musikalischen Soundlandschaften sowie auch natürlich rein inhaltlich. Und er hat sich kompetente, hochdekorierte Protagonisten der Musiklandschaft eingeladen, wie u.a. BORIS BLANK von YELLO, THOMAS VANGARDE – Ex DUFT PUNK, JUAN ATKINS – Detroit Technolegende, ANTONY ROTHER – Trance Musiker, EMIL SCHULT aus dem ehemaligen KRAFTWERK Umfeld, PETER HOOK – Ex NEW ORDER, sowie die alten Weggefährten von U96 – die schon 2020 bei der Platte „Transhuman“ mit dabei waren. Diese kreativen Geister haben ihre verschiedenen elektronischen Einflüsse zum fünften Album mit einfließen lassen und die 13 Tracks der Platte spiegeln diese Vielfalt auch künstlerisch absolut wieder. Wie die letzte CD „Magazin 1“ des schon 77 jährigen Musikers, die auch mit fulminanten Stargästen nur so gespickt war, dieses beliebte Konzept mit Gastsängern/innen setzt bekanntlich auch das Projekt SCHILLER in der Form fast immer um. Natürlich ist die neue CD auch wieder, wie die Alben davor, mit KRAFTWERK Reminiszenzen und schicken „catchy“ Elektroperlen angereichert. Alleine die Klangvielfalt ist überwältigend, sowie im technoiden Opener “ Posh“ oder auch bei „Über All“ und in „Magazine“ sowie „Global Youth“, so könnten  KRAFTWERK im Hier und Heute auch klingen, wenn sie neue Titel veröffentlichen würden. Die restlichen, nicht minder kreativen Elektro-Stücke pendeln zwischen melodischen Synth-Pop und inspirierenden Club Tracks und sind im Vergleich zu KRAFTWERKs eigentlicher Ausrichtung wesentlich Gesangs-intensiver gestaltet, wurden also als erzählerisch geführte Lieder umgesetzt. Für KRAFTWERK Nerds und Fans aber auf jeden Fall ein „Must Have“, da sogar im Song „Hildebrandlied“ eine Vertonung der althochdeutschen Dichtung, zumindest ein Teil davon aus dem 9. Jahrhundert mit umgesetzt wurde, was man durchaus als charmante und reizvolle Idee bezeichen kann. Ebenfalls kann der „spacy“ Song mit U96 überzeugen, dieser hat durch den extrovertierten „Woman“ Spracheinsatz tatsächlich seinen Titel verdient, nämlich „Sexersizer“ ! „Seine Musik ist eindringlich, geprägt von feierlichen Optimismus und einer unermüdlichen, ansteckenden Hoffnung für die Menschheit“ so die Fachpresse zum neuen Output des Meisters. Das man kann man durchaus so stehen lassen. Ich hatte übrigens vor ca. 2 Jahren den anderen KRAFTWERKER – nämlich Karl Bartos, der von 1975 bis 1978 ebenfalls Schlagzeuger bei KRAFTWERK war, in HH Live gesehen und zwar zu seiner Filmmusik Aufführung vom „Das Cabinet des Dr. Caligari“, was eine großartige, mal so ganz andere Live Performance darstellte, das aber nur am Rande erwähnt. Ich werde nun auf jeden Fall einmal Ausschau zu Konzerten von WOLFGANG FLÜR in der Nähe halten.  (S.Erichsen)

Format: CD / LP
 

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