Bereits die letzten Veröffentlichungen der Franzosen waren starke Post Punk-Releases, was kann die neue Rille der dunklen Szene beisteuern? Closed Mouth sind mit “After The Tears..“ so richtig schön auf dem “Pornography-Trip“, also ohne reines The Cure Epigonentum zu betreiben, empfehle ich allen Cold Wavern/PostPunk-Enthusiasten da draußen, sich mit dieser Platte zu beschäftigen. Alles fließt meist depressiv stur und gelassen, geht immerzu verloren im tristen verregneten Grau. Klar definierte Bass-Läufe und drängend hypnotische Post Punk-Akkorde sind jederzeit melodisch und der fatalistische Gesang tut sein übriges. Freunde von Klez.E sollten auch kurz ins Zucken kommen, hat das alles hier was in sich dicht stringentes, fällt über die komplette Album-Länge nicht in irgendwelche Ausreißer oder Anwandlungen auseinander. Es passt einfach alles harmonisch zusammen und es ist so wundervoll trist und nebulös verhangen. Die minimalen, gut aufs Nötigste fragmentierten Rhythmen und Sounds/Melodien sind am Faden gezogen, ergänzen sich perfekt und ziehen den Hörer wie von allein ins melancholisch triste Szenario. ‚Feel the Sky‘ und das grübelnde, fast 6-minütige ‚Her Love A Shadow‘ dümpeln verloren und langsam kriechend vor sich hin, der Gesang hat genau diesen mal wimmernden, mal gleichgültigen Habitus, wirkt wie von sich selbst abgeschnitten im kalten urbanen Durcheinander. Gerade das minimale Bass/Gitarren-Setting wird jeden Puristen in die dafür offenen Venen/Schleusen einfahren, das sollte dank der schwermütigen Melodien jederzeit passen. Dieses “Pornography“-Gefühl, dieses gegen den Rest der Welt, das allein durch die Nacht kommen, bringen die Franzosen mit ihrem aufs nötigste gestrickten Post Punk Korsett wundervoll an den Mann/Frau. Somit gewinnt man mit dieser eng gestrickten Song-Abfolge (ohne den großen Hit) um so mehr an Dichte in der Gesamtatmosphäre. Songs wie ‚A Silent Witness‘ und das noch mehr flimmernd ambiente ‚Whisper Only the Word‘ integrieren gut platzierte Sprach-Samples in den von sehr atmosphärisch gestützten Synths-Sounds getragenen instrumentalen Stücken. ‚Tomorrow‘ und ‚I Call For Light‘ rocken und treiben dann gleich wesentlich lebhafter, aber trotzdem melancholisch verloren, sind dann schon eher geeignet für die düstere Tanzfläche oder den niemals endenden Heimweg in der Nacht. Die instrumentalen ‚Brighter Now‘ und das schwebende ‚To Where The Love Still Bloom‘- ich sag nur The Cure in den frühen 80s oder in den schwerelosen “Disintegration“-Momenten (auch meine finnischen Helden von This Empty Flow seien erwähnt). Es tröpfelt und plätschert unendlich verloren und nächtlich durch die Boxen, die flächigen Synths sind wie die fehlende Sahne auf der Torte. Mit dem intensiven Joy Division-lastigen Trauerkloß/Titelsong endet die Platte und die Gesamtatmosphäre macht letztlich hier einfach die Dramaturgie. Der Hörer darf sich wohlwollend im Sog der Song-Abfolge wegschließen, auch wenn die großen Momente ausbleiben. Diese braucht es aber auch einfach nicht, somit genießt die 45 Minuten urbanster Tristesse.
(R.Bärs)
Format: CD, Digital, Vinyl |
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