Nach Rebok / Flanell 1 nun der zweite Teil dieser Kollaboration. Wieder als Tape, wieder wurde jedem von beiden eine Seite des Tapes freigehalten, um es zu bespielen. Herausgekommen ist ein launiges Tape, das an manchen Stellen leicht an den nahenden Frühling denken lässt, aber auch immer einen rußig kalten Keller im Sinn hat, in dem einige, auch schon etwas neben sich stehende Leute mit Bierflaschen in den Händen darauf warten, dass das Konzert endlich beginnt.
Zunächst mal zu Naitsabes Rebok: Diese Seite trägt den Titel „sono sempre stanco“. Das ist italienisch und bedeutet soviel wie „Ich bin immer müde“. Die meisten Stücke dieser Seite gehen zusammenhängend mehr oder weniger ineinander über. Erst klimpert schläfrig eine Gitarre über atmosphärischen Sounds. Dann werden die durch eine Drum-Machine unterstützt. Das ist kompakt und wie gesagt anfangs frühlingshaft bis dunkel. Die ersten zwei Drittel laufen dann auf den Titel „Ostia“ zu. Hier scheinen wir in Rom im Keller des Zirkus´ angekommen zu sein. Zudem ist hier auch das erste Mal so was wie ein Titelende zu hören. Das folgende „Belcanto“ hat dann auch etwas wie eine Liedstruktur mit Bassgitarre, einer gleichmäßig schlagenden Drum-Machine und spaciger Untermalung, die in „Angus Dei“ einen zerstückelten Chor begleitet, der wie eine Mischung aus Mittelalter und Neuer Musik klingt.
Auf der zweiten Seite klingen dann andere Saiten an. Gary Flanell nennt sie „O.n.h.v.d.l.“. Die Titel darauf klingen dann schon etwas kräftiger nach einem Keller. Im zweiten Stück „Jamsakura Nevrura No.1“ (Digitalversion) blubbert ein schiefer Synthesizer neben einem Post-Punk-Kraut-Schlagzeug. Das ist in bester Manier unterhaltsam, wird noisig gebrochen und blendet rasch aus. Ruhiger dann in „Mole in my Soul“. Hier klingt das Schlagwerk nach Casio-Keyboard, das nach etwas mehr als der Hälfte zugunsten einer spacig dunkleren Fläche in den Hintergrund tritt. „Zwitscherbeat“ zwitschert dann tatsächlich ein wenig. Auch interessant ist „Blütenstaub und Vandalismus“, ein Stück, das gebrochen, immer wieder ansetzt, aber zu keinem Schluss zu finden scheint, schließlich jedoch mit ein paar Schlägen der Drum-Machine aufhört, die am Anfang schon zu hören waren. Diese Seite, die impulsiver, wirrer (auch wegen der anderslautenden Titelliste auf dem Tape), heftig kräftiger als die andere klingt, findet mit dem ruhigen „Ultraviolett Pegboard Boy“ (Digitalversion) ihr Ende.REBOK /
Das Tape scheint mir etwas im positiven Sinn Ambivalentes geworden zu sein. Wie wenn man mit 50 an die alten Tage denkt, sich ein Sternburger Bier bestellt, das furchtbar scheußlich schmeckt, um schlecht gelaunt mit diesem (und fünf oder sechs weiteren) dann aber doch einen ziemlich guten Abend gehabt zu haben. (awk)
Format: TAPE |