Trinitatis ist ein musikalisches Projekt, das sich aus eben drei Personen zusammensetzt. Da wären Scheudengreutz und Dearen, die an den Geräten für untergründiges Knistern und flächig, melodisch Rhythmisches zuständig sind und Gary Flanell, Betreiber des kleinen John Steam Labels, am Bass. Die Aufnahmen zum selbstbetitelten Tape entstanden während einer zweitägigen Aufnahmesession im Gemeindehaus der Taborgemeinde in Alt-Hohenschönhausen, das witzigerweise mal eine Stehbier- bzw. Trinkhalle war. Dort wurde über die zwei Tage, grad auch in den Nächten, viel improvisiert. Herausgekommen sind sechs Stücke mit mehr als 80 Minuten Laufzeit.
Gleich das erste Stück ist mit seinen 52 Minuten ein ordentlicher Brecher. In der Kommunikation per Signal schrieb mir Gary, dass das tatschlich Absicht war, um den Anspruch gleich mal deutlich zu machen: Das soll kein leicht konsumierbares Musikerlebnis werden, sondern eins, an dem man sich abarbeiten muss. Das heißt, dass man sich zunächst durch fast eine Stunde hören muss, um im Anschluss auf die kompakteren Stücke zu stoßen. Programmatisch wurde dieses erste Stück Musik, das im Übrigen rhythmisch getragen und von verzerrter Bassgitarre und noisigen Klangflächen gebrochen, dann eben auch Trinitatis genannt. Darauf folgt Gießkannenprinzip, das für mich das wohl empfehlenswerteste dieser Veröffentlichung ist. Das hat mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit damit zu tun, dass hier der Eindruck entsteht, als säße man vor einer Bühne, auf der AG Geige seine absurden Faxen macht. Gerade die Textspur erinnert inhaltlich wie ausdrücklich daran. Auch die folgenden Titel, also Wohlstands-kuvertüre, Overlausitz, Kreuzfahrt und Schlaf (stilecht mit einem Throbbing-Gristle-Waldhorn unterlegt) scheinen einer experimentierfreudigen nähren Vergangenheit anzuhängen. Wie die Freude des musikalischen Austobens in eng gesetzten Grenzen. Anders ausgedrückt, oder mit den Worten des grandiosen Lyrikers Stefan Döring, der neben Bert Papenfuß zu den wohl herausragendsten der Prenzlauer-Berg-Szene der 80er Jahre gehörte: „Ich fühle mich in Grenzen wohl“ …
Ein absurd beschränkt ausuferndes, improvisiert antastend geschnürtes Gesamtpaket mit, zumindest für mich, nostalgischen Anleihen. Die an ein Vorher, als es etwa üblich war, nach der körperlich schweren Arbeit in einer Halle stehend sein Bier solange zu trinken, bis man nicht mehr stehen konnte … (awk)
Format: TAPE |