Scheiben wie diese sucht man anno 25 wie die verdammte Stecknadel im Heuhaufen. Bereits der kongeniale Vorgänger „When I die..“ zeigte die Band im Vergleich zu früheren Releases von einer wesentlich druckvolleren, teils tanzbar elektronischen Seite. Ein mehr an klassischem Dark/Cold Wave, ein weniger an Dark Ambient wie in den früheren Tagen stand seinerzeit den Franzosen hervorragend zu Gesicht und „Let Fall..“ geht diesen Weg stoisch weiter. Im schlichten, stilvollen Digi werden in 9 neuen Songs kühle, sehr düstere Synth-Flächen, Sprach-Samples und fast klassischer Cold Wave dem Hörer nahe gebracht. Mich erinnert dies mit wärmsten Nostalgie-Wellen versehen an die guten Zeiten Mitte bis Ende der 90er, das Debüt von Frozen Autumn, die kosmischen Releases von Runes Order, Kirlian Camera oder die melodiösen Sounds von Sixth Comm. Die Franzosen spielen diesen Sound hervorragend reproduziert, nicht anachronistisch. Nimm exemplarisch einen Song wie ‚Belie The Omens‘- dunkle männliche Vocals, düstere Synth-Flächen, ein monoton stampfender Beat mit Kirlian Camera-Female Vocals (Hélène Carpentier) als zusätzliches Gimmick und Du wirst Dich unweigerlich an ‚Eclipse‘ eben dieser Italiener erinnert fühlen, versprochen! Das ist fantastisch, weil man diese Art Sound einfach kaum noch auf den Markt findet und wie DAWN AND DUSK ENTWINED diesen ins Jahr 25 transferieren, stimmt wie auf dem Vorgänger das schwarze Herz ein wenig friedvoller. ‚La Traversé de L’Ombre‘ spielt mit dunkel ambienten, orchestralen Klang-Collagen, vereint Industrial Pop mit Neo Klassik und Dark Wave. Mit Piano, schwebend ätherischen Loops driftet ‚Can you breathe?‘ mit einer grazilen Stille durch die Nacht. Die Vocals sind nicht spezifisch prägnant, haben aber irgendwie das perfekte düstere Timbre für diese Art Dark Wave-Sound. ‚The Jealous God‘ kriecht elektronisch melodiös mit dunklem Vocals gefüttert, hier und da orchestrale Dark Wave-Partituren, alles angenehm düster, nie zu opulent oder künstlich aufgepeppelt. Alles angenehm unprätentiös, in den Vocals angenehm authentisch, nie perfekt, was aber irgendwie genau deshalb passt. Mit dem 10-minütigen Abschluss-Track ’silencing the past‘ wird jeder Fan vom kosmischen Oldschool-Sound zwischen Runes Order und Kirlian Camera mit Carpenter-Synths , nächtlich kosmischen Atmosphären auf eine letzte Runde durch die Nacht gejagt. Minimale Loops, Cold Wave-Gitarren, alte Reste von Post Punk, viel Retro Charme beschließen ein erneut gelungenes Release, welches jeden Freund der oben genannten Zeit, vor allem der benannten Bands hoffentlich ein Paar nostalgische Tränchen vergießen lässt. Ich für meinen Teil finde mich in meinem Blick zurück wunderbar abgeholt. Ein wertiges und hoch atmosphärisches Release.
(R.Bärs)
Format: CD |
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