FINE CHINA – I Felt Called (LP)

FINE CHINA kommen aus Phoenix/Arizona und werden jeden Freund hoch melodischer Klänge zwischen New Wave, britisch angehauchten Gitarren-Pop in der Tradition von The Smiths mit einiges an Shoegaze und Melancholie-Einflüssen begeistern. Sänger Rob Withem hat ein feines Stimmchen, die Band lässt jeden Song strahlen, hat tolle Melodien in ihrem luftig, wavigen Gitarren-Pop. Wer Bands wie die Kitchens Of Distinction, The Ocean Blue, Adorable, Breathless oder eben Morrissey liebt, wird mit den vielen schöngeistig sommerlich melancholischen Hymnen schnell auf Du sein, versprochen! Nimm Songs wie ‚No Long Face‘ oder den Titelsong, 80s-Melodien und Synth-Sounds, Tag-träumerische Sad Lovers and Giants Gitarren-Akkorde. Das ist durch und durch harmonisch, sehnsüchtig und melodisch Melancholie-trunken, das einem das Herz aufgeht. Es sind gerade die oben genannten Nischen-Bands zwischen Gitarren Pop und New Wave, die hier tiefe Spuren hinterließen und ich merke wieder, diese Art zeitloser Musik findet man so nicht mehr oft anno 2025. ‚Say Please‘ oder die schöne Ballade ‚Pedal To the Metal‘ sind einfach nur fließend verträumte Mini-Hits, mal entrückt, mal treibend mit geilen Hooks und ein noch mehr an Atmosphäre. Das ist Pop im klassischen Spät-80s/Früh-90s Indie Style, als es für diese Art Musik nicht zu viel Etiketten gab und Alternative, Pop und Wave miteinander verschmolzen und dies immer auf sehr unangestrengte Weise.  Das treibende ‚Gonna Need A Vacation‘ klingt so sehr nach Johnny Marr (The Smiths), als hätte er selbst die verspielt nörgeligen Gitarren eingespielt, der Gesang geht als kleiner Bruder Morrissey’s durch, was einfach richtig Laune macht, klingt alles so schön leicht, naiv und trotzdem aufgeladen emotional. Wie fein die orchestralen Synths den melodiösen Ton angeben, die Gitarren verspielt durch den Frühling tanzen, hat was von der Aufgekratztheit meiner Lieblinge MOTORAMA. Acht Minuten ‚Desert of My Dreams‘ ist Romantik pur. Ambientes Licht eröffnet den Song ganz behutsam, ätherisch akustische Gitarren gesellen sich hinzu, nehmen Dich ähnlich wie die letzte Breathless an die Hand und Du darfst tief ins Licht tauchen. Ein einfach nur berührender Wave-Sound, der diese Form positiver Melancholie, den Glauben an eine bessere Welt für einen kleinen Moment vor’s geistige Auge zaubert. Alles umarmt in diesen Klängen, die Gitarren perlen effektvoll, Musik zum verliebt sein, definitiver Schwebezustand ohne Ecken und Kanten.  ‚Mauve Decade‘ ist klassischer Wave-Pop mit schönen Shoegaze-Gitarren und Synths, ‚Like It Or Not‘ groovt und treibt im satten Postpunk-Move, während die beiden Schluss-Songs ‚Hover Overton‘ und ‚Nightshade‘ noch einmal alles an Melancholie und orchestraler Wehmut in die Waagschale werfen. Tolles Album, bin begeistert und froh, das diese Art rührselige, mal kitschige Musik, zum Glück nie ganz ausstirbt und dann aber um so mehr mit Nachdruck um die Ecke kommt und berüüüüührt.

(R.Bärs)

Format: LP
Vertrieb: Velvet Blue Music
 

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