GODESVANG – Grôni Godes Wang (CD)

Viel weiß man nicht von diesem Soloprojekt, dessen Debüt hier vorliegt. Die Einflüsse unzähliger Neofolk-Klassiker sind nicht von der Hand zu weisen aber eine Kopie derselben ist dieses Mini-Album nicht geworden. Hier versteht es jemand Stimmungen durch Samples und einen wohl überlegten Songaufbau zu erzeugen und den Hörer in Sagenwelten und Naturräume zu entführen, ohne dabei allzu viele ausgetretene Pfade zu benutzen. Nehmen wir das instrumentale Eröffnungsstück „Im Walde“. Als allererstes ist ein Vogelmeer zu hören. Dann ertönt der Ruf eines Rehbocks und schon beginnt warm die Akustikgitarre den Träumer mit auf die Reise zu nehmen. An dieser Stelle sei der erste Makel erwähnt. Die Reise ist leider recht kurz.

Schon beim zweiten Stück, „Höhenhymnus“, ist man dann recht fix unterwegs und trifft zugleich auf einen der Höhepunkte des Silberlings. Godesvang nimmt sich hierfür den Text des Tiroler Dichters Arthur von Wallpach zu Hilfe, um uns die Vergänglichkeit unberührter Natur und Gegenden vor Augen zu führen. Obgleich ich in den hier erwähnten Tälern und im Karst aus Vorsicht viel langsamer unterwegs wäre, als es der Rhythmus des Stückes vorgibt. Beim „Mondaufgang“ wird wieder entschleunigt und mit Tamburine und Xylophon das Ende des Tages eingeleitet. Auch wenn der Aufgang des Mondes nicht stets einen Tag verabschiedet, weisen aber Gesang und Instrumentierung hier sehr stark in Richtung Wiegenlied. Es ist auch dieses Lied, welches mir den Gesang, der bei den anderen Stücken sehr betont, aufgewühlt und rastlos vorgetragen wird, erstmals angenehm zurückgenommen ans Ohr trägt.

Gleich danach wird man jedoch in die Realität zurückgeholt und hinaus in den Nordwind geschickt. Das Wüten des Sturmes wird rythmisch gut aufgegriffen als würden sich die Böen unterhaken und einen mit sich forttragen. Das passte ganz wunderbar zu den verschneiten Tagen kürzlich.

Die längste Spielzeit hat „Irminsul“ erhalten. Mit diesem Stück ist Godesvang auf einem über zweistündigen Folk-Sampler des Labels House of Inkantation erstmals vor gut einem Jahr in Erscheinung getreten und es ist mir auf Anhieb im Ohr geblieben, weshalb es mich freut, dass nun noch mehr Gaben in den Player gekommen sind. Dieses Lied vom Weltenbaum beschließt im Grunde genommen die, wie gesagt, recht kurze Wanderung, wäre da nicht noch der Besuch bei Frau Holle. „Hulda“ ist eine Klangcollage, die sich der Sagengestalt eher bedrohlich nähert, auch wenn mir hier das wohlbekannte Lied von einer alten Märchenplatte als Sample begegnet. Der verwendete Text von Julis Sturm, einem Pfarrer und Dichter der Spätromantik, macht aber deutlich, dass wir Frau Holle hier nicht als kissenklopfender alter Frau begegnen.

Eine halbe Stunde geht schnell vorbei. Schon beim ersten Hören bleiben aber viele Textpassagen und Melodien hängen, da die Lieder sich sehr voneinander unterscheiden. Und nicht zuletzt ist hier noch alles handgemacht. Ich hoffe auf mehr. (M.W)

Format: CD
Vertrieb: House Of Inkantation
 

Stichworte:
, ,