INDOCHINE – Babel, Babel (CD / LP)

Immer wenn ich Informationen zu neuen Bands aus dem Land der Baguette und Froschschenkel Geniesser Frankreich bekomme, muß ich zu allererst an meine Lieblinge wie MYLENE FARMER, NOIR DESIR, J.M. JARRE, FRANCE GALL, JEAN JACQUES GOLDMANN, LES ENFANTS und vielen, vielen mehr denken. Sehr schade ist, das es die französische Musik in Deutschland sehr schwer hat und nur als Insidertip zu gelten scheint und genau das ist für mich eigentlich völlig unverständlich, denn eine MYLENE FARMER oder eben INDOCHINE würde ich hier gern mal live sehen. Zudem hatten INDOCHINE, die Zuhause wahre Megastars sind,  gerade ihre „Celebration Tour“ vor ca. über 90.000 frenetischen Fans im Stade de France – Paris absolviert. Und nun halte ich die aktuellste und neueste Platte von den in Paris im Jahr 1981 gegründeten damaligen Punk/ heutigen Waverockern INDOCHINE in den Händen. INDOCHINE, die auch schon mal wegen ihrer Elektroaffinität als die DEPECHE MODE Frankreichs bezeichnet wurden, sind inszwischen aber eher in den Soundgefilden von z.B. PRIMAL SCREAM oder PLACEBO zuhause, zu denen sie auch eine enge Freundschaft pflegen. BRIAN MOLKO schrieb dereinst einen Song für eine ihrer letzten Platten. Und der Stellenwert der Band in Frankreich soll mit der eines HERBERT GRÖNEMEYERS in den 80/90er Jahren in Germany zu vergleichen sein, das will auch schon was heißen. Die neue CD mit dem einzig verbliebenen Original Gründungsmitglied / Sänger NICOLA SIRKIS klingt von den Klanglandschaften her eigentlich wieder so bekannt wavig, rockig wie immer auf den Veröffentlichungen bisher und auf der andere Seite dann aber doch wieder sehr frisch und komplett neu inspiriert und mit Melodien für die Ewigkeit. Der Glam/Elektrorock meets 80er New Wave Dark Sound hat mich zumindest komplett begeistert. Die brillianten Lieder voller Energie und Leidenschaft übertreffen die Klassiker der Gruppe nochmal um ein Vielfaches. Seit dem grandiosen Album aus 2002 „Paradize“ und dem letzten namens „13“ ging es für die Group eigentlich nur steil bergauf und dieses Spätwerk mit ausschliesslich neuen 17 fulminanten Tracks als Doppel Vinyl /CD zu veröffentlichen, traut sich auch nicht jeder Künstler in diesen Zeiten. Die Texte der Platte sind dem Zeitgeist und Trends sowie aktuellen Themen und Geschehnissen auf unserem Planeten geschuldet, also praktisch „Der Turmbau zu Babel“ nur in der Hier und Jetzt Zeit, aber das Ganze ohne den böse erhobenen Zeigefinger und ohne uns Zuhörern irgendwelche Vorschriften zu erteilen. Die Gruppe ist aber sowieso für ihre soziale Einstellung sehr bekannt. Und allein der hymnische, schwermütige Titeltrack hat schon mal über 8 Minuten Spielzeit und in den Songs „No Name“, „Lamour Fo“ und „Sanna Sur La Croix“ geht es total eingängig und melodisch 80er Wavemäßig zur Sache. Beim Track „Victoria“ wird der geneigte Hörer zum Mitsingen animiert, ein tolles rhythmisches Stück. Überhaupt sind die Lieder, wie „Tokyo Boy“ oder „Annabelle Lee“ sehr abwechslungsreich in den harmonischen Arrangements und mit Dance Beats und starken Synthsounds unterfüttert. Der typisch, magische Wohlfühltrack und Radiohit „Le Chant Des Cygnes“ aus dem Album war sogar der Themensong des ZDF zur Olympia Berichterstattung in Frankreich und auch Balladen wie das wundervolle „Seul Au Paradise“ können die Jungs um NICOLA SIKRIS. Das Zusammenspiel von Melancholie und trashigen Songs funktioniert hier wunderbar. Fazit : Die Band ist im allgemeinen ihrem bisherigen Stil der letzten 40 Jahre treu geblieben und genau das zeichnet die Gruppe aus und ich hoffe dann doch noch einmal auf ein Konzert in unseren Gefilden.

(S.Erichsen)

Format: CD / LP
Vertrieb: Hansa Local
 

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