Ob die Berliner Band „Elektrokohle“ für ihre Namensgebung an ein legendäres Datum (21.12.1989) eines legendären Konzertes (im VEB Elektrokohle) einer legendären Berliner Band (Einstürzende Neubauten) gedacht hat, ist nicht ganz klar. Klar aber scheint, dass das Trio ein Faible für das Unterkühlte der Berliner Subkultur (oder was davon noch übrig ist) haben dürfte. Das jedenfalls hört man ihrer Musik ziemlich gut an. Ob das jetzt aus eigener Erfahrung stammt, ist zu bezweifeln, doch immerhin stellen sie die düstere Mauerstadtromantik ziemlich gut nach.
Die 2021 als Lockdown-Projekt gestartete Band brachte bisher ein Tape und eine Single heraus. Darauf folgt nun konsequenterweise das Album. „Kalt wie du bist“ wurde (wieder ein Blick in die Vergangenheit der Stadt) im Funkhaus Berlin aufgenommen. Und ich muss sagen, dass das der Platte, die insgesamt mehr als ordentlich ausfällt, sehr zugute gekommen ist. Die Sounds sind punktgenau, klar und präzise. Die Stimmung ist dicht. Ja, hier finden sich sogar Stimmungen wieder, die gut und gerne von einem ETA Hoffmann hätten stammen können. Dunkel, (alp)traumhaft, eisig.
Die Berliner Band „Elektrokohle“ ist international aufgestellt. Drei Leute, drei Nationalitäten. Das lässt sich auch anhand der Titelliste ablesen. Textlich gibt es also Stücke auf deutsch, englisch und italienisch. Musikalisch erinnert mich das Ganze allerdings weniger an Malaria (wie ich in einem anderen Artikel dazu lesen konnte), sondern eher an Sextile aus Los Angeles. Denn da kratzt nun mal nichts, oder ist auch nur ansatzweise dilettantisch. Alles ist blitzblank sauber produziert. Zudem, vermutlich bedingt durch den zeitlichen Abstand zur alten kalten Mauerstadt, scheint mir auch immer etwas Gegenwärtiges durch die klapperdürre Dunkelheit: ein bisschen Trash etwa. Und ein wenig dekorativer Glitzer. Was nicht heißen soll, dass das hier nicht gut ist. Im Gegenteil. Das Album ist empfehlenswert. Durchgängig flott und sehr tanzbar.
Sicher ist die Band auch live ein kleines Spektakel. Wer die Gelegenheit hatte, am 13.2. in der 8mm-Bar gewesen zu sein, kann mir das bestimmt bestätigen … (awk)
Format: LP |