Die Pariser gehören zur neuen Generation wilder junger Post Punk Bands, die knietief in den 80s Inspiration finden, aber trotzdem ganz klar mit viel Charme in das verrückte 2025 passen. Ich dürfte die Band vor genau 2 Jahren in Berlin als Vorband der sympathischen Dänen von Foreign Resort erleben und ja, die Franzosen sind extrem extrovertiert auf der Bühne und zelebrierten sich gekonnt selbst, wollten seinerzeit überhaupt nicht aufhören zu spielen und hatten somit hohen Unterhaltungswert. Sänger dBoy ist definitiv eine Front/Rampensau, der den Moment zelebriert. Das neue Album „Useless Boy“ ist ein eingängiger Mix aus dancigen synthetischen Wave und gut portionierten Post Punk/Gitarren. dBoy singt schön theatralisch/exaltiert, ein Franzose der sich einfach mal gut selbst darstellen mag (positiv gemeint). Das schön entspannt tanzbare Opening ‚Nightcrawler‘ geht sofort ins Ohr, richtig nach vorn treibt sich die Band mit dem folgenden ‚Unbroken Sleep‘, was definitiv Hit-Charakter hat. Schön nörgelige Post Punk-Gitarren, sehr effektive Synths und ein leidenschaftlicher Gesang, Waver-Herz, was brauchst und willst Du mehr? Wer bei dem Song nicht durchgeknallt zappelt, der ist wohl tot! ‚When Dreams Cease‘ und ‚Dead Leaves‘ sind die perfekte Symbiose aus New Wave und quengeligen Post Punk, drücken ohne Ende und haben Hit bzw. Dancefloor-Potential, ohne wenn und aber. Entspannter und dunkler wird es im Titelsong, fast Kirlian Camera-like düstere Synths und erneut diese simplen, aber effektiven Gitarren-Akkorde. Ja es braucht nicht viel um auf den Punkt zu kommen, das hier strange ätherische Female-Chöre eine besondere Duftnote setzen, sollte nicht unerwähnt bleiben. ‚Whispers‘ ist treibender Wave Rock mit emotionalen Vocals (ich empfange leichte Chamäleons-Vibes), während das mit mehr an Synths aufgefüllte ‚Silent Monsters‘ wiederum an die genialen Danse Society erinnert, was ausschliesslich als Kompliment zu verstehen ist. Mit akustischer Gitarre und mehr Zurückhaltung schaltet das minimale ‚Wrong Fold‘ einige Gänge zurück. Das nimmt dem Album etwas von seiner nach vorne preschenden Gleichförmigkeit und zeigt die Franzosen von einer noch verletzlicheren Seite( klingt fast so theatralisch und verheult wie Addi von Solstafir, haha). ‚Letter From Hell‘ ist ebenfalls langsam und schwebender, etwas Holygram und Konsortien schwingen mit, während das fast 7-minütige ‚Stories Not Told‘ den perfekten Abschluss mimt. Es wird jeder Freund moderner Post Punk Klänge, dem ein ordentliches synthetisches Fundament nicht abschreckt, von „Useless Boy“ positiv angesteckt und hoffentlich begeistert werden. Starkes Album, definitiv!
(R.Bärs)
Format: CD / LP |
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