LEVIN GOES LIGHTLY – Numb (CD, Digital, Vinyl)

Ich hatte das Vergnügen LEVIN GOES LIGHTLY aus Stuttgart (nun Eichstätt Bayern ansässig) live mit Band in Bremen zu erleben und man muß konstatieren, das dass Projekt sowohl live als auch auf Platte einfach wahnsinnig  atmosphärisch, nostalgisch und eingängig poppig klingt und grandiose Synth/Post Punk Klangwolken in den Raum zaubert. LEVIN erinnerte mich zudem optisch auf der Bühne ganz stark an einen introvertierten und androgynen DAVID BOWIE zu Berliner Zeiten, der ganz konzentriert in seine Welt der Musik versunken war und man merkte sofort, das der Mann mit Haut und Haaren für seine Musik lebt. Die dynamischen und eingängigen 80s-angehauchten Sound-Welten kamen glasklar aus den Boxen und animierten im Konzertsaal einfach jeden zum Tanzen. Der nun auch schon fünfte Lonplayer vom Bayer hat mich zudem komplett begeistert, die 11 Tracks sind in ihrer Einzigartigkeit und Kreativität wohl noch kaum zu toppen. Mir war bisher nur die Veröffentlichung „Rot“ bekannt und schon auf der Platte entdeckte ich,  außer dem markanten Cover, einige melodische „Cold Wave Perlen“, die mich mit knackigen Basslines, straigten Beats und flächigen Synth-Sounds sowie catchy Dancefloor-Parts total abholten. Auch auf der neuen CD gibt es selbstverständlich wieder große epische Momente in fast kompletter Vollendung, zudem produziert der Meister hingegen seinen früheren Platten die neuen Songs mit englischen und deutschen, teils lyrisch gehaltenen Texten. Dieser Änderungsprozess geschah auf der Suche nach anderen Wegen und Umsetzungen, so wird der kreative Part nicht nur in der Musikausrichtung mit Neuem und Unbekannten, sondern ebenfalls auf der Textebene weiter fortgesetzt und hier auch oft mit allerlei Themen aus Welt der Beziehungen, der Nähe, der Sehnsucht, der Ekstase, des Schmerzes, des Gefühls usw. Der elektronische teils unterkühlte Dark Pop a la DRANGSAL oder KVB kommt schon im ersten Track „Wasser“ mit Textzeilen wie „Wir tragen füreinander unser Gift“ äußerst kryptisch daher und mysteriös geht es auch beim Lied „Fleck“ mit der Aussage „Das Leben wäre doch sonst zu lang für uns“ und bei „Headbanging“ mit „Wie im Gemälde geht die Zeit ohne Dich dahin“ weiter. Geschickt spielt LEVIN hier mit Irritationen und Doppeldeutigkeiten der Sprache. Aber auch in „Allein Allein“ als LEVIN singt „Ich möchte lieben, ich möchte rennen, was will ich sein, das kann ich Allein“ kommt dieser Spirit von kreativ, geistigen Loopings durch, für mich hat der Sänger und Künstler ein unglaubliches Feeling und Gespür für Zeilen dieser Art der vagen, zeitlosen Texte, die wohl u.a. ganz präzise und teils gar entwaffnend sein gedankliches Seelenleben darstellen. Und das komplete „All In“ Kunstprojekt wird dann noch in – flirrenden Synthies, tiefen Bässen, Klangschaften mit Hall, hypnotisch dunklen Soundscapes und kühlen technoiden 80s Klängen verpackt. Mehr elegante „Visage“- Atmosphäre geht in dem Bereich fast gar nicht. Das Album geht weiter über die üblichen Grenzen der deutsch/englischen Dark Popmusik hinaus, gönnt Euch auch unbedingt mal ein Konzert von LEVIN und Band, es wird Euch hoffentlich wie mich, total in andere Welten „weg beamen“.

(S.Erichsen)

Format: CD, Digital, Vinyl
Vertrieb: Indigo
 

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