Wenn ich den Namen IGGY POP lese, muß ich immer an DAVID BOWIE denken, zu sehr sind die beiden für mich aus ihrer kreativen Zeit im noch geteilten Berlin (West) in den goldenen 70er Jahren verbunden. Die erste Platte „The Idiot“ von 1977 mit seinem Klassiker „China Girl“ veröffentlicht wurde, war schon wegweisend. Und genau der damals noch punkig anmutende Song wurde in 1983 von DAVID BOWIE für sein Album “ Let`s Dance“ neu und in der bekannten Hit Version dann Radiotauglich vertont und hat so gesehen daraufhin erst richtig die Welt erobert, sowie beiden Musikern nebenbei noch das Konto gut gefüllt. Auf der zweiten Platte von IGGY, mit Namen „Lust for Life“ nahmen die beiden dann zusammen den inszwischen gefühlt 500 mal gecoverten Song „The Passenger“ auf und klar, wurden die Veröffentlichungen jeweils von DAVID BOWIE produziert. Auf Livekonzerten unter den Namen IGGY AND THE STOOGES wurde es immer regelrecht wild und IGGY hat sich in seiner Ekstase wohl auch schon mal in Glasscherben auf der Bühne gewälzt, das stammte leider wohl noch von seiner sehr heftigen Heroin und Kokainsucht. Ebenfalls soll IGGY das Stagediving „erfunden“ haben und er hatte auch schon mal ganz locker auf die Bühne gekotzt, zudem war er auch Schlägereien mit dem Publikum nicht abgeneigt, irgendwelche Grenzen kannte der Künstler jedenfalls nicht. Hier lagen wohl Genie und Wahnsinn nahe beieinander. Intellekt gepaart mit rauher Körperlichkeit, das war damals seine Art des Protestes und Aufbegehrens, vor allem aber seine so ganz eigene Art der Rebellion gegen die Gesellschaftsprobleme zu dieser Zeit. Meine persönliche Lieblingsplatte von IGGY POP ist dennoch immer die „Blah Blah Blah“ aus 1986 mit genial produzierten Songs wie „Shades“, „Cry for Love“, „Real Wild Child“ oder „Hideaway“ und „Fire Girl“ und das Ganze wurde natürlich auch wieder von DAVID BOWIE produziert, was man an der keyboardlastigen und poppigen Soundausrichtung sofort erkennen konnte. Und nun dieses Live Album vom „The Godfather of Punk“, der von den Medien auch gern ironischer weise als wandelndes „Fuck You“ bezeichnet wird. Auf dieser Live CD vom legendären Jazz Festival in Mountreux offenbart sich das umfangreiche Repertoire und die ultimative Bühnenpräsenz vom Altmeister. Im Juli 2023 spielte IGGY mit einem siebenköpfigen Ensemble samt Bläsern und begeisterte das ausverkaufte Strawinski Auditorium mit einem Karriere übergreifenden Set. Schon beim Opener „Five Foot One“ streift sich „Naturgewalt“ IGGY gekonnt die Weste ab und präsentiert sein ehemals geschundenen Body, der nun auch schon 77 Lenze auf dem Buckel hat. Es war zudem schon IGGYS dritter Auftritt beim Festival und auch die alten Gassenhauer wie „The Passenger“ oder „Lust for Life“ ziehen immer noch, hier natürlich im Bläser aufgepeppten Klangkosmos. Auch die STOOGES Klassiker wie „Raw Power“ oder „I Wanna Be Your Dog“ kommen energiegeladen rüber, die Live Power seiner eingespielten Band begeistert die Fans im weiten Rund, das Energieniveau des Sets wird permanent hoch gehalten. Das unverwüstliche „Nightclubbing“ ist elegant in Jazz getaucht und stimmlich geht bei IGGY noch alles, vor allem als er die Menge mit „Hey Motherfuckers, kiss my Ass“ grüßt. Ganze 18 Tracks gibt IGGY zum Besten und auch die Lieder seiner letzten und neuesten Platte “ Every Loser“ können auf hohen Niveau vollends überzeugen, das Konzert endet dann mit dem Song „Frenzy“. Man kann nur staunen, das dass was IGGY noch an Man Power auf die Bühne kriegt, andere in seinem Alter vor Neid erblassen lassen dürfte, der gute Mann ist dies Jahr noch live in Hamburg beim Stadtpark Open Air zu sehen.
(S.Erichsen)
Format: CD / LP |
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