Mensch, die Franzosen gibt’s noch..wie schön. Hat man doch vor vielen Jahren, so ca. 20 Jahre zurück, mit „A Secret Sound“ ein für damalige Verhältnisse eher seltenes Statement in Sachen 4AD/Wave/Heavenly Voices gesetzt. Die Hochzeit der Heavenly Voices dank Labels wie Prikoskovnie, Projekt aus Amerika und Kalinkaland Records war ja eher Mitte der 90s und ja, jeder Insider weiß, welche Perlen, welche Schönheiten zu dieser Zeit den Markt schwemmten. Um so mehr freu ich mich, das die Franzosen hier in 2024 mit einem wunderschönen Wave Pop Album echten Schönklang ins Wohnzimmer bringen. Man ist mit aktuellen Dream Pop, generell alternativen Einflüssen nicht geizig und versteht es die klassischen Cocteau Twins-Referenzen mit Sounds a’la Beach House und Co. zu speisen. Mal etwas schöngeistiger französischer Pop mit Mylene Farmer Einschlag macht das Ganze auf keinen Fall schlechter, im Gegenteil, die offene poppige Seite der Franzosen schafft positive Vibes und lässt den melancholisch offenen Wave-Sound wundervoll leichtfüßig klingen. Die Produktion ist perfekt für diesen warmen schwebenden Sound ausgelegt, ein immer freundlich wippender Bass-Sound, männliche und weibliche Vocals, die sogar an meine Lieblinge von M83 erinnern wollen (‚Happy That Way‘) oder im Übersong ‚Made It So Far‘ ne Menge Endorphine freisetzen. Hier wird mal so richtig nice auf den Punkt nach vorne jubiliert, tolle Gitarren-Akkorde, feinste Female Vocals und ausgelassene positive Melancholie machen diesen dancigen Song zum Hit der Platte. Die frechen lieblichen Vocals von Géraldine Le Cocq haben es einfach raus und holen Dich sowas von ab..Punkt. Danach wird erstmal Fahrt raus genommen und ‚Rage‘ klingt eher verträumt nach Beach House Melancholie, von Wut höre ich hier jedenfalls nichts. Eher klassisch mit perlenden Wave-Akkorden fließt das harmonisch liebliche ‚Unbidden Truth‘ durch die Boxen und macht die bekloppte Welt da draußen gleich etwas besser. ‚I Really Do Wonder‘ hat ganz ganz viel von einer Band wie Blonde Redhead, da mit den selben brüchig kantigen und traurigen Akkorden auf Herzens-Suche gegangen wird. ‚Moving Out‘ mit der smarten Stimme von Jacques Henry ist ebenfalls so ein Herzensbrecher Indie Hit und das abschließende Trip Hop-affine, an Goldfrapp erinnernde ‚Merry Old Lies‘ ist einfach nur noch mal so richtig umarmend. Eigentlich müsste dieses Album viel mehr Airplay erfahren, spielt man doch mit viel moderner Indie-Stilistika seinen Wave Sound, soll heißen, altbacken ist hier überhaupt nichts. Freunde gerade von so angesagten Bands wie Beach House und M83 könnten mit diesem Album so mal richtig Freude haben. Ich liebe die Platte, weil man sich auch schnell verlieben kann in diese Art Sound, gibt es mit „Away Within“ viele Echtes aus den guten alten Wave Pop Zeiten, kredenzt das aber mit angesagten Modernismen und emotionalen Pop-Melodien. Feine Platte und spätes Highlight in 2024. So und nun muss ich mir den restlichen Back-Katalog unbedingt zu Gemüte führen.
(R.Bärs)
Format: CD |