V.A. – DRONE-MIND // MIND-DRONE Vol. 9 (LP)

Das erste Stück von DAINA DIEVA beginnt mit einem zunächst stark verhaltenen Grunddröhnen, welches allmählich lauter werdend in unsere Gehörgänge fließt und sich dort als Klang einnistet, den man irgendwie zwischen „soft industrial“ und angenehm verrauschten Dark Ambient einordnen könnte, bevor er dann langsam verrau(s)cht.

Während „My Eyes become Night“ somit etwas monolithisch ist, wird „Budesiu“ nicht nur durch die melodischeren, verträumt langsam wogenden Drones komplexer, sondern vor allem durch den ebenfalls traumhaft/verträumt klingenden Sprechgesang. Die Beschreibung aus dem Beiblatt, „drone poesis“, erscheint mir hier sehr passend: Zwei schöne Drone Pieces, von denen das zweite wirklich poetischen Charakter hat. Ebenfalls ruhig, doch schabender, noisiger beginnt „The Slaying of he Serpent“ von LIVING TEMPLES, welches durch die „schamanischen“ Trommeln im Hintergrund einen deutlichen Ritual-Charakter erhält. Gegen Ende vernimmt man dann auch hellere, frühlingshafte Geräusche, gar leises Vogelzwitschern meine ich zu hören, was gut zum dem Anlass dieser Aufnahme passt: „Celebration of Spring Equninox 2023“. Auch die B-Seite beginnt ruhig und gewissermaßen „natürlich“, zunächst fühle ich mich hier an „Adaptation and Survival“ von TRIBES OF NEUROT erinnert, da „Melissophobia Hypnotherapy“ mit Insektengeräuschen beginnt. In diese mischen sich helle, melodiöse Soundflächen, was einen interessanten, wortlosen Dialog bzw. eher ein facettenreiches Gespräch ergibt, welches nie zu Geplapper wird, sondern immer eine getragene, geradezu meditative Stimmung (Stimme) beibehält. „Exercise in Listening“ gestaltet sich da viel elektrischer und spielt auch mehr mit den klassischen (Dark) Ambient Elementen von laut und leise, indem die ruhigen Flächensounds immer mal wieder von rhythmischen „Klangexplosionen“ unterbrochen werden, wie man es von den bekannteren Vertretern dieses Genres oder auch dunkleren Bereichen des Industrial kennt. Den Abschluss dieser übrigens in schönem Grün gehaltenen Scheibe bildet „Rustic Movement for an Accordion“ von ARE MUNDAL, wobei hier der Name des Songs wirklich fast nur Schall und Rauch ist, denn es erklingt hier sehr viel mehr als nur ein Akkordeon. Sanfte, gesangsartige Klangwaben schweben über dem akustischen Raum, manchmal über dunkleren Bassflächen, über leise grollenden Loops und manchmal ganz frei, ohne Hintergrund. Dann gewinnt dieser Untergrund an Substanz, es klingt rauer und „leise noisig“, wenn dies Sinn ergibt, doch bleiben auch diese Töne irgendwie transparent. Es gibt hier auch einen Moment der Stille, sodass man von mehreren Tracks sprechen könnte und das quasi zweite Stück wird durch Sprachsamples komplexer und für manche womöglich unheimlicher. Ein wenig werde ich hier an BECKAHESTEN erinnert, die in der Tradition mancher CMI-Bands stehen. Mit bedrohlich-schönen Soundscapes endet dann diese abwechslungsreiche Reise durch die Drone-Welt. Wieder ein interessanter, ein schöner Release aus dem Hause Drone-Records.

(flake)

 

Format: LP
Vertrieb: DRONE