Da gab es doch glatt noch keine Rezi zum neuen Album hier beim Black. Dabei sind Herr Cave und die Bad Seeds bereits auf ihrer Tour wieder aus deutschen Landen abgereist und haben allerorts ein begeistertes Publikum zurückgelassen. Warmherzigkeit und Glückseligkeit durchströmen auch die neue Platte, die allerdings nun auch schon weder fast seit einem viertel Jahr erhältlich ist. In diesen beiden Strömungen finden wir auch schon die wesentlichen Abgrenzungen zu den Vorgängeralben Ghosteen und Skeleton Tree. Es ist mit mehr Furore und hymnenhaft angelegt. Durch Ghosteen und seine Klagen, so nachvollziehbar sie auch sind bzw. waren, musste ich mich durchquälen und so wie auch Skeleton Tree kam es seitdem kaum noch auf den Plattenteller. Das mag im Falle von „Wild God“ vielleicht anders kommen, denn die meiste Zeit kann es mich wirklich mitreißen. Es geht stetig weiter vorwärts und bleibt dabei innovativ. Die Lieder greifen unterschiedliche Stimmungen auf und sind nicht mehr auf der Grundlage eines einzelnen tragischen Ereignisses festgepflockt. Nick Cave hat in mehreren seiner Interviews anklingen lassen, dass es für ihn eine entsetzliche Arbeit und Plackerei sei Lieder zu schreiben. Dafür sind ihm schöne Stücke gelungen und manche haben das Zeug dazu Klassiker zu werden (z. B. Cinemon Horses – für mich das beste Stück der Platte). Auch gut ist die Kraft, die in der Instrumentierung steckt. Selbst Waldhörner bekommt man zu hören (Conversion). Wenn doch aber nur diese vielen Gospelelemente nicht wären. Auf mich wirken sie sehr aufgesetzt und sind aus meiner Sicht für die Message, welche die Lieder transportieren sollen, im Grunde genommen überflüssig. Dadurch wirkt vieles zu künstlich. Live machen einem die hier beteiligten Musiker die Hölle heiß, weshalb ich mir die Platte dann doch noch zugelegt habe aber hier auf dem Album scheint alles schön himmlisch auf Wolken getragen zu sein. Dabei ist im titelgebenden Stück, Wild God, von einem prähistorischen Vogel die Rede, der durch unsere Körper fährt und uns mit verrottenden Ideen beehrt. Da wünscht man sich hier und da dann doch mehr dreckige Ecken auf dem Album und auch beim Zusammenspiel der Musiker. Hier zeigt sich vielleicht doch ein Makel darin, dass die Bad Seeds beim Einspielen der Platte gar nicht zusammen im Studio waren, wie gemunkelt wird. So bleibt es eine Produktion, die möglicherweise mehr Dynamik gehabt hätte, wenn alle wie auf der Bühne zusammen gekommen wären. Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass ich die frühen Werke besser finde und für mich seit „Push The Sky Away“ die Alben eher enttäuschend waren. Der Hörer trifft hier auf eine große Summe der positiven Eigenschaften, die Nick Cave und den Bad Seeds nachgesagt werden. Und wer sich an der weitläufigen spirituellen Gospeluntermalung nicht stört, wird gute 45 Minuten haben. Alle anderen müssen aber leider hier und da das Knöpfchen drücken. (M. Wienecke)
Format: CD / LP |
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