Mit Heavy Metal an sich kann ich ehrlich gesagt nicht viel anfangen, jedoch gewissen extremen Auswüchsen des Genres bin ich nicht abgeneigt. So war Industrial Metal (GODFLESH, PITCHSHIFTER, SCORN) für mich sofort interessant und ganz zum Anfang auch Gothic Metal (PARADISE LOST), aber Black Metal fand ich dagegen völlig albern bzw. konnte das nicht ernst nehmen. Dies hat sich dann erst gegen Ende der 90er Jahre mit dem Buch „Lords Of Chaos“ von Michael Moynihan und Didrik Sönderlind geändert, welches die satanischen Black Metal-Szene in Norwegen und deren Wurzeln porträtierte. Wenn auch musikalisch der meist sehr dünne und austauschbare Sound des Black Metal mich weiterhin nicht wirklich begeistern kann, fand ich die Geschichte und die tragischen Ereignisse rund um MAYHEM und BURZUM schon sehr interessant. Seit jeher haben Leute meinen Respekt, die an ihre Grenzen und darüber hinaus gehen bzw. einfach Ernst machen – sei es nun im Guten oder Bösen! Darunter zähle ich auch Brandstiftung, Selbstverstümmelung, Mord und Selbstmord, woran der skandinavische Metal nicht gerade arm an Beispielen ist und sich so authentisch vom Pseudo Poser-Metal unterscheidet. Mit „Blut Feuer Tod“ ist nun das schwedische Pedant zu „Lords Of Chaos“ in deutscher Sprache erschienen und es darin auf Grund gewisser Überschneidungen schon alleine durch MAYHEM zum Nachbarland Norwegen gibt. Deren Sänger Dead war Schwede und sein tragischer Selbstmord machte die Band für alle Ewigkeit zum Kult, wie es vergleichbar auch bei JOY DIVISION geschehen ist. Das es neben MAYHEM noch viel mehr gibt, davon legt dieses Buch Zeugnis ab und beleuchtet übergreifend eine Szene, die wahrlich nicht vor Blut Feuer und Tod zurück schreckt! NIFELHEIM, BATHORY, DARK FUNERAL, DISSECTION, ENTOMBED, SHINING und WATAIN sind die wichtigsten Aushängeschilder, die im Buch mit einzelnen ausführlichen Kapiteln bedacht werden. Weitere beschäftigen sich u.a. mit den rechtsradikalen Auswüchsen und den Frauen in der Szene, der Fanzine- und Demo-Tape-Kultur, wie die verschiedenen Stilrichtungen näher erklärt werden. Die Macher des Buches sind dabei ganz nah an den Bands dran, haben über die Jahre viele Interviews geführt und Konzerte besucht, wodurch das Geschrieben sehr greifbar und lebendig wird. Man kann das Buch auf Grund der abgeschlossenen Kapitel sogar angenehm quer lesen und natürlich ist der Bildanteil im grobkörnigen schwarz/weiß dem Thema absolut angemessen. Das Original erschien zwar schon 2011 in Schweden, wobei die Vorlage für die deutsche Übersetzung die amerikanische Ausgabe von 2018 ist, welche für die neue Version noch einmal aktualisiert wurde. „Blut Feuer Tod“ (und noch einiges mehr) biete genau das auf 480 Seiten und dafür halte ich 28 Euro für völlig angemessen. (Marco Fiebag)
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