Nun kommt es also doch – das 14. Studio-Album von THE CURE nach 16 Jahre Flaute in Bezug auf neuen Material! Angekündigt war es schon lange von Robert Smith (wie auch seit Jahrzehnten sein ominöses Solo-Album) und es sollte das düsterste wie trostloseste Werk von THE CURE werden, wie die Rede von einen Doppel- bis 3fach-Album war. Ich persönlich hätte gewettet, das „Songs Of A Lost World“ auch dieses Jahr wieder nicht erscheinen würde, aber zum Glück habe ich mich da geirrt. Um das Album einen Monat vor Veröffentlichung zumindest im Stream hören zu können, musste ich allerdings bei Universal dafür „mit Blut unterschreiben“ und eigentlich mache ich so etwas ja nicht, aber für THE CURE mal doch eine Ausnahme. Auf jeden Fall ist es ein normales und mit nur 8 Songs für ihre Verhältnisse recht kurzes Album geworden, welches mich beim ersten hören völlig ratlos zurück gelassen hat. Das Ganze klang nach einer Band, die irgendwie aus dem Takt gekommen ist, der Rhythmus gegenläufig und die Instrumental-Passagen endlos schienen, wie die Texte keine Hooklines hatten und die Streicher arg nach Present-Sound-Programm tönen. Ebenso meine bange Frage, ob denn Simon überhaupt noch in der Band ist, da ich seinen markanten Bass nicht wirklich wahrnehmen konnte. Immerhin wirkte die Stimme von Robert Smith wieder deutlich mehr in Form, da er ja auf den letzten zwei Alben teilweise an ein quiekend-schreiendes Schwein erinnerte. Beim zweiten Mal benutze ich dann Kopfhörer und das Ganze klang so schon wesentlich besser. Am nächsten Tag lag ich dann bei trüben regnerischen Herbstwetter auf dem Sofa, die „Songs Of A Lost World“ liefen wieder über Kopfhörer und ich schaute dabei aus dem Dachfenster den ziehenden dunklen Wolken nach und plötzlich ergab alles einen Sinn! Das Album sog mich zwingend in seinen Bann, es gab keinen Anfang und kein Ende und kein Song stach heraus, sondern es war alles nur eine monolithische Einheit! Es lief 3 oder 4 mal hintereinander ohne Pause durch und ich war wieder völlig vom THE CURE-Virus infiziert, der ja schon seit 1986 in meinem Körper mal mehr oder weniger zirkuliert. Ich würde „Songs Of A Lost World“ einfach als eine Mischung aus der Melancholie von „Disintegration“, der atmosphärischen Geschlossenheit von „Bloodflowers“ und der mäandernden Härte einiger Songs von „The Cure“ beschreiben – dunkelgrau und trost-, aber nicht ganz hoffnungslos! Wenn das das Ende der Band (und der Welt) sein sollte, dann ist es wirklich das Ende, denn es ist verdammt gut geworden! Ich kann es jedenfalls kaum erwarten, am 01.11. einen physischen Tonträger davon in den Händen zu halten bzw. hören, um endlich in den vollen Genuss der „Songs Of A Lost World“ zu kommen.
Beim Vinyl hat man die Wahl zwischen einfacher LP oder Doppel-LP im Half Speed-Master-Verfahren, wobei letztere nur direkt über den Band eigenen Shop beziehbar ist. Diverse exklusive farbliche Varianten sind bei verschiedenen Anbietern ebenso erhältlich, welche alle das 180g BioVinyl eint. Parallel erhältlich natürlich die Standard-CD-Ausgabe, zu der es auch eine Deluxe-Version mit einer zweiten Disc, welche das Album als Instrumental-Variante enthält + eine Bluray mit den „Songs Of A Lost World“ in Hi-Res-Stereo und Dolby Atmos-Abmischungen, gibt. Weiterhin ist eine limitierte Kassetten-Edition als einfaches und Doppel-Tape im Angebot. Was für eine massive Materialschlacht, aber nach 16 Jahren Veröffentlichungspause kann man da ruhig ein Auge zudrücken. Robert Smith hat ja auch schon für 2028 das Ende der Band angekündigt, aber zuvor sollen noch drei weitere Alben erscheinen… mit dem mächtigen „Songs Of A Lost World“ im Rücken warten wir das einfach mal völlig entspannt ab. (Marco Fiebag)
Format: MC/LP/CD |
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