Das 1987 veröffentlichte Album „Opus Dei“ des slowenischen Künstler-Kollektivs LAIBACH war (und ist noch immer) eine der gefährlichsten Tonschöpfungen der Musikgeschichte und gilt seit dem als deren „Opus Maximum“! Ihre martialisch umgedeuteten Interpretationen von QUEEN’s „One Vision“ und dem OPUS-Hit „Live Is Life“ sind bis heute regelrecht furchteinflößend, wie legendär! Ich selbst habe dieses Meisterwerk etwas zeitversetzt dann 1988 noch hinter der Mauer in Ostberlin das erste mal hören dürfen und bin dadurch völlig beeindruckt worden. Ohne zu dieser Zeit etwas über den kulturellen Hintergrund, das militärische Auftreten und die totalitäre Ästhetik der Band zu wissen, hat der wuchtige faschistoide Sound irgendetwas in mir ausgelöst, was noch bis heute anhält. Sofort nach dem Mauerfall kaufte ich alle Platten von LAIBACH, denen ich habhaft werden konnte und die „Faszination des Bösen“ wurde für mich immer größer! Allerdings musste ich dann noch bis zum Sommer 1991 warten, ehe ich endlich auch LAIBACH in Berlin Weißensee auf dem New Moon-Festival Live und in Farbe erleben könnte. Es war einfach nur monumental und epochal wie erwartet, da LAIBACH extra für die ostdeutschen Fans ein letztes Mal ihr altes Live-Programm darboten, zu dessen Herzstück die Titel von „Opus Dei“ gehörten. Danach folgte ja mit dem Album „Kapital“ ein abrupter stilistischer Richtungswechsel (welcher sich mir erst Jahre später so richtig erschloss) und dieser bis heute eigentlich mit jeder neuen Veröffentlichung immer noch anhält. Das ist natürlich weiterhin sehr abwechslungsreich und interessant, aber „Opus Dei“ hat sich damals in meine DNA eingebrannt, wie kein anderes Album von LAIBACH. 37 Jahre nach dessen Veröffentlichung gibt es jetzt via Mute Records eine remasterte, neu gestaltete und erweiterte Ausgabe dieses Albums. Zum Glück belaufen sich die Änderungen „nur“ um eine augenscheinliche dezente kosmetische Farbgebung beim Cover, die bei genauerer Betrachtung jedoch noch deutlich weiter gehen. So wirkt der Körper von Milan Fras jetzt muskulöser, die Handhaltung wurde angepasst und die Augen blicken noch dämonischer. Ebenso wurde das OIS beim Vinyl um designt, so dass die John Heartfield-Hakenkreuz-Axt besser zur Geltung kommt, ein völlig neues Backcover mit aktuellen Politik-Bezug hinzugefügt und in der Titelliste ist aus „Live Is Life“ jetzt „Life Is Life“ geworden (bzw. hat man da den Fehler vom Original ausgebessert). Des weiteren gibt es ein umfangreiches Booklet mit herrlich ikonischen Fotos des Kollektivs und Linernotes vom LAIBACH-Intimus Alexei Monroe + massig Bonus-Tracks bei der CD-Ausgabe. Zum einem wären das drei Remixe (zwei davon bisher unveröffentlicht) und eine zweite Disk mit Live-Aufnahmen aus dieser Zeit, welche bis auf eine Ausnahme ebenfalls bisher noch nie veröffentlicht wurden. Darauf habe ich schon lange gewartet, warum allerdings bei dieser Gelegenheit nicht auch gleich noch die zwei B-Seiten bzw. der SPK-Remix „Germania“ und der Mix von „Life“ der „Life Is Life“-12“ mit drauf gepackt wurden, erschließt sich mir nicht so richtig. Am Sound wurde ohrenscheinlich nichts verändert, was auch nicht notwendig war, denn das damals von Rico Conning (WIRE, PERE UBU, SWANS, COIL, DEPECHE MODE, TEST DEPT.) produzierte Album klingt seit dem weiterhin absolut mächtig und perfekt! Ich habe jedes Mal (wirklich jedes Mal!) immer noch eine Gänsehaut, wenn der pfeifende Granateinschlag die „Geburt einer Nation“ einläutet, die Live-Rhythmik beim Titeltrack losmarschiert und „Triumph des Willens“-Atmosphäre verbreitet oder bei „The Great Seal“ Richard Wagner zusammen mit Winston Churchill über den Berg kommt und den Martial Industrial Jahrzehnte später vornweg nimmt (und gleich Ad Absurdum führt)! Auf jeden Fall kommt ein LAIBACH-Anhänger nicht um diese Wiederveröffentlichung drumherum und ebenso nicht um die gerade laufende Konzert-Tour, welche sich auf das Material von „Opus Dei“ konzentrieren soll und ich da schon sehr auf die Umsetzung mit der aktuellen Live-Band-Besetzung gespannt bin. (Marco Fiebag)
Format: LP/CD |
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