Ich möchte ja hier eigentlich nicht die abgedroschene Floskel über den „Propheten im eigenen Lande“ bemühen, aber auf XMAL DEUTSCHLAND trifft dies leider zu. Die deutsche Post Punk/Dark Wave-Band startete Anfang der 80er Jahre in Hamburg gleich auf Alfred Hilsberg Zickzack-Label mit der Single „Schwarze Welt“, der auf dem Fuße gleich noch die 12“ „Incubus Succubus“ folgte. Da sich ein Erfolg bzw. eine Anerkennung der forschen Frauen-Band (ähnlich MALARIA!) allerdings nicht wirklich einstellen wollte, überquerte man darauf den „Kanal“, um dort in UK sofort einen Vertrag beim renommierten 4AD-Label zu bekommen. Es folgten zwei vielbeachtete Alben und eine Peel-Session, bevor die Major-Industrie auf XMAL DEUTSCHLAND aufmerksam wurden und die Band in deren Mühlen Ende der 80er letztendlich zermahlen wurde. Es ist schon bezeichnend, dass sich jetzt gut 40 Jahre später gerade ein amerikanisches Hipster-Label beflissen fühlt, das rare und gesuchte Frühwerk der Band endlich wieder zugänglich zu machen. So führt Sacred Bones die beiden Zickzack-Platten zusammen und fügt mit dem „Kälbermarsch“ von der „Lieber Zuviel als Zuwenig“-Compilation, wie der Live-Version von „Allein“ vom „Nosferatu Festival“-Sampler zwei ebenso seltene Bonus-Tracks hinzu. Somit liegt das noch deutlich rauere und experimentellere Frühwerk von XMAL DEUTSCHLAND erstmals im CD- und wieder Vinyl-Format vor. Jenes erfreut sich scheinbar allgemeinen Interesses, da dieses sogar von Amazon als Nummer 1-Genre-Bestseller gelistet wird. Dem nicht genug, wartet die ehemalige Frontfrau Anja Huwe parallel mit ihrem ersten Solo-Album „Codes“ auf, was einer noch größeren Sensation gleich kommt, da sich ja seit dem Ende der Band komplett der Musik abgeschworen und erfolgreich eine Laufbahn als bildende Künstlerin eingeschlagen hatte. Des weiteren ist schon eine Box mit dem kompletten Oeuvre der 4AD-Zeit von XMAL DEUTSCHLAND angekündigt und damit die Band nun offensichtlich endlich ihre längst ausstehende umfassende Würdigung erhält. Wenn auch nur postum, denn eine Reunion der Band hat Anja Huwe weiterhin ausgeschlossen, aber ich wäre mir da nicht so sicher, da Ex-XMAL DEUTSCHLAND-Gitarristin Manuela Rickers auch auf „Codes“ zu hören ist! Dazu jedoch an andere Stelle mehr und freuen uns erst einmal über die „Early Singles“ als interessantes, wichtiges und überraschend immer noch sehr frisches Zeitdokument einer starken Frauen-Formation aus einer längst vergangenen Ära. (Marco Fiebag)
Format: MC/LP/CD |
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