Als 2016 die deutschsprachige Diskurs-Indie-Pop-Band KLEZ.E mit dem Album „Desintegration“ bzw. einer augen- wie ohrenscheinlichen Hommage an THE CURE um die Ecke kam, war ich mir nicht sicher, ob das jetzt ernst gemeint oder nur eine Verarsche war?! Beim damalig veröffentlichenden Label Staatsakt wäre das auch nicht ganz so abwegig gewesen, aber 8 Jahre und ein Live-Album später scheint die Sache nun doch verdammt ernst zu sein. „Erregung“ knüpft nahtlos an „Desintegration“ an und wieder bin ich völlig verunsichert, ob ich das nun gut finden soll oder alles doch falsch ist? Optisch und musikalisch erinnert vieles fatal an die einzigartigen dunkel-bunten Popstars der Schwermut um Robert Smith, aber der poetische deutsche Gesang klingt Anfangs ein weiteres mal irgendwie unpassend. Allerdings erwischen mich die stark verklausulierten Texte mit absolut intelligenten Schlenkern in längst vergangenen Nachwende-Jahre schnell auf den richtigen Fuß und sind in ihrer versteckten Aktualität trotzdem absolut im hier und jetzt verortet! Das dies jedoch ohne erhobenen Zeigefinger, vorauseilender Korrektness und woken Zeitgeist geschieht, macht mir KLEZ.E absolut sympathisch und plötzlich fühlen sich die deutschen Befindlichkeits-Texte zwischen all den herrlichen Flanger-Gitarren, grummelnden Bass, todtraurigen Keyboardmelodien und stoisch marschierenden Tom-Drums doch gar nicht mehr so falsch an! Selbst nach mehrmaligen anhören der insgesamt 8 Songs kann man immer noch versteckte kritische Anspielungen in den Texten entdecken, was „Erregung“ zu einer ungemein nachhaltigen Angelegenheit und letztendlich zu einem der Alben des Jahres für mich macht! (Marco Fiebag)
Format: LP/CD |
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