Als ich anlässlich der großartigen „Black Rider On The Storm“-Kollaboration von KING DUDE mit DER BLUTHARSCH behauptete, dass dies der wohl letzte Tonträger ist, an dem Albin Julius beteiligt war, hatte ich mich zum Glück geirrt. Der am 04.05.2022 mit nur 54 Jahren überraschend gestorbene Boss von DER BLUTHARSCH hat auch postum noch einige „Pfeile im Köcher“ und umtriebig wie er stets war, diverses Material und Kollaborationen in Vorbereitung gehabt. Eines davon ist das Album von BEDOUIN TEMPLE, ein Projekt zusammen mit Dennis Lamb. dem u.a. ehemaligen Gitarristen der Straight Edge-HC-Band PRAYER FOR CLEANSING. Jener tauchte ja schon öfters auf DER BLUTHARSCH-Veröffentlichungen auf und bei BEDOUINE TEMPLE gesellen sich davon Marthynna, Jörg B. und Georg O. noch dazu, wie auch Mitglieder von SAECULUM OBSCURUM, einer Death/Black Metal-Band, bei der Dennis Lamb ebenso mitwirkt. Das es dann bei BEDOUIN TEMPLE irgendwie psychedelisch-pilzig wird, legt ja schon das Coverartwork nahe und der äußere Scheint trügt nicht. Anfangs klimpert zwar noch recht ziellos eine Akustik-Folk-Flamenco-Gitarre herum, aber im Hintergrund rauschen schon mächtig die Space-Sounds von Albin Julius + der hexisch-dämonischen Gesang von Marthynna, die einem startenden Düsen-Jet gleich in die für THE INFINITE CURCH OF THE LEADING HAND typischen Stoner Rock-Gitarren-Riffs aufzugehen und sich dazu noch männliches Growling mischen. Nach den ersten rund 19 Minuten des Albums bzw. dem Opener „Tomorrow“ ist man eigentlich schon ganz schön fertig, aber das folgende deutlich kürzer ausgefallene „Aleph“ gönnt mit seinen kraftvoll stolpernden Drums und nervös mäandernden Gitarren keine wirkliche Pause, zumal auch in der Hälfte der 6 Minuten wieder Marthynnas Klage-Gesang einsetzt. Die 20 Minuten vom abschließenden „The Fall“ sind zwar Anfangs noch transzendent-krautrockig dröhnend, gegen Ende setzten aber wieder die tiefer gestimmten Gitarren-Riffs, kräftiges Schlagzeug und Marthynna mit ein. Die Summa Summarum dreiviertel Stunde des Albums ist schon eine regelrechte Tour de Force und ein heftiger Trip, auf den man sich einlassen kann und muss. Das Album von BEDOUIN TEMPLE ist mal wieder der Beweis, das Albin Julius im hier und jetzt fehlt, aber eben auch, dass sein Vermächtnis weiter lebt und ordentlich bewahrt wird! (Marco Fiebag)
Format: LP/CD |
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