Sven Martin ist mit seinem Projekt KAELTE inzwischen fest in der deutschen Neofolk-Szene verankert und sein letztes Album „Lieblingslieder“ hat sicher auch die Genre-Anhängerschaft überzeugen können. Auf dieser quasi Best Of interpretierte er 16 Songs seines bisherigen Schaffen im reinen Neo Folk-Gewand und zeigte sich Szene affin wie nie zuvor. Sein neues Album „Aus tiefen Höhlen“ ist dagegen musikalisch wieder deutlich breiter aufgestellt und sehr dunkel-düster ausgefallen. Kein Wunder bei der aktuellen Weltlage und es ist ja auch kein Geheimnis, dass sich Sven Martin zusammen mit seiner Frau Franziska offen beim Ukraine-Konflikt positioniert haben bzw. sich klar zu Kiew bekennen. Das sie mit dieser Haltung polarisieren, ist ebenso klar und hat ihnen schon einige Hörer und sogar einen Veröffentlichungsmöglichkeit gekostet. Deshalb erschien „Aus tiefen Höhlen“ wieder nur im Eigenverlag und CD-Format, wobei sich die 9 neuen Songs auch gut auf Vinyl gemacht hätten. Michael Tellbach (ART ABSCONs) hat nämlich das Album analog gemastert und auch zum Teil aufgenommen, gemischt, wie darauf Bass gespielt. Gerade dieser schleppend-rollende Bass dominiert den Sound des Albums und verweist auf die Post Punk-Wurzeln von KAELTE, die hier homogen mit Dark Folk- und Martial Industrial-Elementen äußerst atmosphärisch verwoben werden. Ein weiteres Pfund von KAELTE ist die Stimme von Sven Martin, welche gleichfalls tief, sonor und hypnotisch klingt, was ja in dem Genre eher eine Ausnahme ist. Lyrisch und thematisch lassen dagegen die deutschen Texte wenig Hoffnung und malen finster-grimmige Endzeitbilder an den schon längst brennenden Horizont. „Aus tiefen Höhlen“ ist sicher kein „Hit-Album“ für die „Lagerfeuer-Disko“, jedoch sehr tiefgründig, zwingend und atmosphärisch geworden, was es für mich nach „Gegengift“ zum bisher besten Werk von KAELTE macht! (Marco Fiebag)
Format: CD |
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