Vorsicht, Lieblingsband am Start, bedeutet somit komplett fehlende Objektivität und blinder Opportunismus. Ich liebe die Future Islands, hab sie erst vor wenigen Jahren entdeckt (Schande über mich), sofort live erlebt und bin aus dieser bedingungslosen Verliebtheit seitdem nie wieder raus gekommen. Samuel T Herring, der wahnsinnige Fronter der Band, ist ein emotionales Kraftvieh, der es trotz der eher simplen poppigen Struktur der Lieder mit seiner Emotionalität und Zerbrechlichkeit bei gleichzeitig überschäumender positiver Energie schafft, Dich komplett mit Haut und Haar zu verschlingen. Gerade live fühlt dieser Mann jede Textzeile, gestikuliert mit irrer Mimik wie wild, atmet jeden Schmerz ein und aus, weint sogar mitten im Set, macht Spagat in engster Jeanshose und pusht mit schier endloser positiven Power die Crowd von der Bühne aus, ohne jede Pause. Es gibt auf den früheren Alben so viele Übersongs, somit war ich gespannt was folgt. Platte unter Kopfhörer, raus in den frühlingshaften sonnigen Floor und es braucht nur 2 richtige Anläufe, da hat man das Gefühl sich die Klamotten vom Leib reißen zu wollen, all den Schmerz ekstatisch raus zu tanzen, mit einem debilen Lächeln im Gesicht, während all die Tränen fließen. Das Band Momentum, die bedingungslose Euphorie, der gefühlte Schmerz, mit viel melodischem Pop, 80s Einflüssen und optimistischer Kraft definiert die Future Islands. Die Kraft des Post Punk, gegossen in verspielte Synths-lastige Rhythmen, der omnipräsente Joy Division/New Order/Motorama Swing/Groove, wird gleich im treibenden tanzbaren Opener Doppel „King of Sweden“ und „The Tower“ auf den Punkt gerockt, das einem wie automatisch ein Grinsen ins Gesicht zaubert, damit es den Schmerz besser aushalten lässt. Mit „Deep In The Night“ geleiten Dich die Future Islands in ihre sanfte ätherische Welt hinüber, langsam und schwebend – perfekt für den Stranger Things Serien Moment. „Say Goodbye“ und vor allem „Give Me The Ghost Back“ (der Text in Verbindung zur Musik treibt mich auf die Knie) als Doppel sind definitiv meine persönlichen Hits der Platte, treffen hier pulsierend prägnante Bass-Läufe auf stimmige Keyboard Tupfer, geile Vocals auf hypnotisch treibende Beats – definitiv im nächsten Live Set neue Killer Tracks! Hier überspitzt man Alles mit dieser so lieben gelernten alles umarmenden Kraft auf so unnachahmliche Weise, wie es nur diese Band schafft. „Corner Of My Eye“ fliesst Melancholie trunken durch ein Licht spendendes Fenster, schafft erneut die perfekte Umarmung von Traurigkeit und Glücksmoment. Emotionale drängende Vocals zur schmissig sommerlich poppigen Melodie in „The Thief“ zaubern auch hier ein Gedankenverlorenes Lächeln auf jedes Gesicht, der perfekte Sommer Moment somit inklusive. Die 12 Songs sind Future Islands pur, man erfindet sich keinesfalls neu, das vertraute Terrain wird treffsicher sehr leidenschaftlich beackert, der überlebensgroße Moment manch alter Songs bleibt meist aus, nichtsdestotrotz ein weiteres emotionales Wohlfühl Album mit viel Pathos, 80s Pop und alternativen Indie Dance Charme. Die Band trifft erneut mitten ins Herz!
(R.Bärs)
Format: CD / LP |