44 Jahre haben nun schon NEW MODEL ARMY auf dem Buckel und man ist geneigt zu sagen, immer noch ungebrochen, obwohl das so nicht ganz stimmt. Denn neben einer kreativen Durststrecke zum Ende der 90er und über die kompletten Nuller-Jahren, ist Frontmann und Kopf Justin Sullivan das einzige verbliebene Gründungsmitglied der Band. Mit 67 Jahren eigentlich im schon im besten Rentenalter, will es der graue Barde mit markante Zahnlücke weiterhin wissen und dreht nach dem endlich wieder so richtig schroff-zischenden „From Here“-Album von vor 5 Jahren noch mal kräftig am Volumen-Regler. Die 11 neuen Songs auf „Unbroken“ sind gleichfalls ein Spiegel der Zeit, welche merklich rauer und härter ausgefallen sind. NEW MODEL ARMY verzichten dabei auf unnötigen Ballast (und auch auf die blöde Folk-Fiedel) und konzentrieren sich auf ein solides Rhythmus-Gerüst aus Gitarre, Bass und Drums, was nicht nur von ungefähr an ihre Zeit in den 80er Jahren erinnert. Selbst wenn die meisten Songs sich eher im Mid-Tempo-Bereich bewegen, brodelt und wühlt es gar unheilvoll aggressiv unter der Oberfläche und um so intensiver dann deren eruptiv-energetische bis spukende Ausbrüche. Der moderne Mix von Tchad Blake holt dann endgültig die NEW MODEL ARMY in das Hier und Jetzt, was „Unbroken“ zum kraftvollsten bzw. dynamischen Album der Band seit „The Love Of Hopeless Causes“ von 1993 macht! Die NEW MODEL ARMY zieht also wieder in die Schlacht und wem das zu anachronistisch erscheint, der möge sich bitte vor Augen führen, dass selbst im aktuellen Ukraine-Konflikt mit zum Teil Taktiken aus der Zeit des Ersten Weltkriegs gekämpft wird – da können also die alten Haudegen um Justin Sullivan auch noch ruhig eine Weile über die Bühnen toben. (Marco Fiebag)
Format: LP/CD |
Stichworte: |