In den vergangenen Jahren wurden ja schon die ersten drei Werke des deutschen Synth-Pop-Wunders ALPHAVILLE in umfassenden Deluxe-Ausführungen gewürdigt und jetzt sind die nächsten zwei Alben dran. Kommerziell gesehen (zur damaligen Zeit) konnten ALPHAVILLE ja nie wieder an ihren Erfolg mit ihrem Debüt bzw. den Single-Hits „Big In Japan“, „Forever Young“ und „Sounds Like A Melody“ anknüpfen, höchstens mit „Dance With Me“ vom Nachfolger „Afternoons In Utopia“ vielleicht noch. Das dritte (von Klaus Schulze produzierte) Album „The Breathtaking Blue“ ging 1989 dann völlig unter und es brauchte ganze 5 Jahre, um mit „Prostitute“ nachzulegen. Dieses Album produzierten das Trio dann alleine und es sollte ihr „Sgt. Pepper“-Werk werden. Selbst wenn nach Meinung von Marian Gold damit die Band erwachsen geworden ist, wollte damals Mitte der 90er eigentlich niemand bei ALPHAVILLE funky Riffs, Saxophon, Flamenco-Gitarren und Soul-Background-Gesang hören. Auch heute klingt das Album in meinen Ohren zwar irgendwie interessant, aber trotzdem arg gekünstelt, exaltiert und über ambitioniert. Vielleicht liegt es auch daran, dass die insgesamt 16 Titel, welche die Spielzeit einer CD ausreizen, einfach viel zu viel waren. Zumindest kann sich jetzt jeder selbst noch einmal sein Urteil über „Prostitute“ bilden und dies sogar erstmals im Vinyl-Format.
Drei Jahre später folgte dann „Salvation“, auf dem ALPHAVILLE zum Duo geschrumpft waren, da Ricky Echolette die Band verlassen hatte und mit ihm scheinbar auch die die temporären Musical-, Prog- & Rock-Elemente aus dem Sound verschwanden. „Salvation“ war nämlich endlich wieder synthetisch-elektronischer ausgerichtet und hörbar vom seiner Zeit angesagten Techno-Pop beeinflusst, weshalb Bernhard Loyd heute dieses Album als das eigentliche „zweite“ Album von ALPHAVILLE bezeichnet. Ich empfinde dieses ebenso als sehr gut gealtert und immer noch sehr frisch-flott. Mit „Wishful Thinking“ war sogar mal wieder einen richtigen Hit mit an Bord! Dieses Album gibt es nun auch erstmals auf Vinyl, den meisten Mehrwert bietet allerdings die 3CD-Deluxe-Ausgabe, welche auf den zwei Bonus-CDs massig Mixe und Demos versammelt. Bei „Prostitute“ gibt es dagegen nur eine CD mit Bonus-Tracks, aber beiden sehr gut remasterten Deluxe-Ausgaben liegt jeweils noch ein dickes Booklet mit interessanten Interviews der Band-Mitglieder zur Entstehung der Alben bei. Das nenne ich mal eine vorbildliche und empfehlenswerte Backkatalog-Pflege von ALPHAVILLE, wenn auch danach die „Whisky-Jahre“ der Band folgten, wo man durch ostdeutsche Dorfdiskos tingeln musste und dabei Marian Gold seine Stimme verloren und leider bis heute nicht wieder erlangt hat. Das ist jedoch eine andere Geschichte und dafür kann man nun mit diesen beiden schicken Wiederveröffentlichungen gepflegt in der Zeit zurück gehen. (Marco Fiebag)
Format: 2LP/2CD/3CD |
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