AKUSTIKKOPPLER – Alles Muß Raus (LP)

Man darf sich vom Namen nicht in die Irre führen lassen, denn akustisch ist auf dieser Platte nämlich gar nichts arrangiert. Reine elektronische Instrumentalmusik kommt hier zu Gehör. Das Duo Matthias Schuster (Geisterfahrer, Das Institut) und Malte Steiner (Notstandskomitee, Das Kombinat) nutzt alle möglichen Arten von elektronischen Instrumenten und behauptet von sich selbst keinen bestimmten Regeln zu folgen. Das kann man beim Hören des hier vorliegenden Albums getrost unterstreichen. Schon allein wie die beiden Musiker zu den Songtiteln gekommen sind, wäre mal eine spannende Frage, die vielleicht schon für ein ausführliches Interview reichen würde.Mit etwas Phantasie könnte man dem Album zwar den Charakter eines Konzeptalbum anpinnen, denn irgendwie kann man sich bei jedem Liedtitel einen Bezug zum Albumtitel zusammendichten. Es ist zu vermuten, dass Sperrmüll (Entrümpelung) angefallen ist, in dem einige Passanten noch was Brauchbares zu finden scheinen (Mitnahmementalität) und davon tragen (Heimweg). Alles muss raus der Wohnung und man weiß nicht wo man anfangen soll (Mittenmang). Vielleicht stehen einem auch schon unzählige Neugierige im Wege, während man das Ausgediente auf die Straße schleppt. Vielleicht ist es aber auch ein Flohmarkt mit Musik (Baustellenradio), denn Geld scheint es auch zu geben (Faustgeld, Zahltag). Musikalisch folgt die Platte aber in der Tat keiner Regel oder einem Konzept. Die skurrilen Namen der Lieder und auch die Optik des Covermotivs lassen musikalisch vielleicht eher Punk oder was Trashiges vermuten, an die Ohren kommt aber feinster Elektrosound. Der ist dazu noch sauber produziert und abwechslungsreich zubereitet. Die „Entrümpelung“ kommt noch etwas gemächlich und behäbig daher. Die „Mitnahmementalität“ erinnert dann im Auftakt schon ein wenig an The Prodigy, wenn auch nicht ganz so wild und dynamisch. Auf dem „Heimweg“ hat man offenbar schwer zu tragen und die Instrumentalisierung erinnert ein wenig an das Spiel auf einer Säge, das durch einen Verzerrer gejagt wird. Auf dem Album begegnet man wunderbaren Ambientklängen wie man sie von Klaus Schulzes Platten kennt, aber auch sehr tanzbaren Stücken. Ich schrieb bereits vom Abwechslungsreichtum auf der Platte. Einige Klangmotive sind an die Töne alter Telespiele angelehnt, ebenso vertreten sind Sample-untermalte Soundtrackmomente, die an Science-Fiction-Filme der 70er Jahr erinnern. Lieder wie „Glaslappen“ oder „Baustellenradio“ rufen wiederum Assoziationen mit Kraftwerk oder Front 242 hervor.

Für mich eine positive Überraschung, die hier ins Haus geschneit kam. Die Platte ist wie eines der „Dinge, Die Unter Dem Tisch Lagen“ (So der Titel des vorletzten Liedes auf der Platte). Auf den ersten Blick wirkt sie optisch vielleicht uninteressant. Dann fragt man sich wann und wo das Ding eigentlich zu einem kam und wieso man es so lange aufgehoben aber nicht mehr zur Hand genommen hat. Dann holt man das nach und beschließt das Ding zu behalten. Zuletzt gibt man noch Anderen den Rat sich das auch zuzulegen. Das tue ich hiermit. (M.Wienecke)

Label: Block 4

 

Stichworte:

Ambient, Experimental, Drum n Bass, Downtempo, Industrial

Format: LP
Vertrieb: BLOCK4
 

Stichworte:
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