„To The Faithful Departed“ war 1996 das „schwierige dritte Album“ für die irische Band um ihre charismatische Sängerin Dolores O’Riordan. Schwierig deshalb, weil die Band zwei Jahre zuvor mit „Zombie“ einer Mega-Hit hatte und sich das dazugehörige Album „No Need To Argue“ insgesamt 17 Millionen Mal verkaufte. „To The Faithful Departed“ schaffte dagegen nur 6 Millionen und war wegen der zu hohen Erwartungen für das Label ein Flop. Was der Grund dazu war, ist ebenso schwer zu sagen und die Welt zwei Jahre nach „Zombie“ vielleicht eine andere?! Zu dieser Zeit traten schon die ersten mentalen Probleme bei Dolores auf, deren Dämonen ja 2018 letztendlich leider zu ihrem viel zu frühen Abgang führen sollten Musikalisch gesehen ist der Sound des Albums nicht weit vom Vorgänger entfernt und eigentlich typisch für THE CRANBERRIES, was ja allein schon durch die prägnante Stimme von Dolores gegeben ist. Man hatte sich eigentlich vom bisherigen Produzenten Stephen Street (THE SMITHS, Morrissey, BLUR) getrennt, weil man einen härteren Klang anstrebte, der eher ihrem Live-Sound entsprechen sollte. Auf den späteren Alben sollten THE CRANBERRIES dann aber wieder auf die Dienste von Stephen Street zurückgreifen. Erst mal war man dazu für drei Song-Demos mit Tim Palmer (TEARS FOR FEARS) in Paris im Studio. Das Ergebnis erinnerte die Band jedoch immer noch zu sehr an ihren alten Sound, weshalb das Album dann von Bruce Fairbairn (AEROSMITH, AC/DC, VAN HALEN) produziert wurde. Im Nachhinein empfinde ich, wie bereits oben erwähnt, die Unterschiede im Soundbild eher marginal, wenn auch der Klang schon etwas kräftiger ausgepegelt ist. „Salvation“ sticht dabei als richtig bissig-garstige Up-Tempo-Nummer hervor und war als Single-Auskopplung damals sogar halbwegs noch erfolgreich. Womit ich jedoch nicht die restlichen 12 Songs abwerten möchte, denn „To The Faithful Departed“ ist inzwischen sehr gut gealtert, was man jetzt an Hand der aktuellen Deluxe-Edition des Albums noch einmal nachhören kann. Dafür wurde das Material durch John Dent remastert und der einzige Wermutstropfen dabei ist die Revision der gesampleten Schüsse am Ende des Songs „I Just Shot John Lennon“, was für mich einer völlig unnötigen Selbstzensur gleichkommt. Des weiteren wird die Deluxe-Ausgabe noch mit den damaligen Single-B-Seiten angereichert. Richtig interessant für die Fans dürfte die zweite Disk mit den bereits erwähnten drei Paris-Demos + 10 weiteren bisher unveröffentlichte Mixe und Outtakes sein. Oben drauf gibt es bei der 3CD-Edition noch 13 gesammelte Live-Aufnahmen von der „Free To Decide“-Tour 1996 + ein dickes Booklet. Natürlich ist das Album in diesem Zuge endlich auch wieder auf Vinyl erhältlich (erschien 1996 nur noch in einer ganz kleinen Auflage in diesem Format) und man kann hierbei zwischen einer normalen LP und einer Doppel-LP mit Bonus-Tracks wählen. Die 3CD-Ausgabe bietet am Ende jetzt einen deutlichen Mehrwert und rechtfertigt einen Neukauf, selbst wenn man das Original von 1996 oder die „The Complete Sessions“ von 2002 schon hat. So oder so bleibt „To The Faithful Departed“ ein starkes Album, welches selbst 23 Jahre später noch recht frisch klingt und man es sich sehr gut anhören kann! Ruhe in Frieden Dolores, ich konnte Dich irgendwie gut leiden und wäre super, wenn die restlichen drei Werke von THE CRANBERRIES ebenso noch eine ähnliche schöne Deluxe-Aufwertung erfahren würden. (Marco Fiebag)
Format: LP/2LP/3CD |
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