Schon der Beginn des Albums wirkt vertraut, da Jerome Reuter im Gegensatz zu den beiden Vorgängeralben hier wieder vermehrt mit Samples arbeitet, denen düstere Klangteppiche beigelegt werden.
Es schließt sich mit „Death Of A Lifetime“ eine tanzbare Synthiepop-Nummer an, die man sich auch gut mit Dave Gahans Stimme vorstellen kann. Seit den letzten Veröffentlichungen ist man bei ROME von solcher Instrumentierung nicht mehr überrascht. Schon beim zweiten Lied aber treffen wir auf eine für den Großteil des Backkatalogs typische musikalische Begleitung. Anklagender Gesang begleitet von harten Drums und akustischer Gitarre. Bei „Yellow und Blue“ wirkt mir die Beschäftigung mit der Tragödie des russischen Überfalls auf die Ukraine, die sich als Thema durch das ganze Album zieht, textlich noch sehr aufgesetzt und überbetont. Das ist man beim Album “A Passage To Rhodesia“ noch subtiler vorgegangen. Aber mit jedem Lied wird es stimmiger und man erkennt dann schnell einen guten Kauf getätigt zu haben. Bereits beim vierten Stück „Eagles Of The Trident“ bekommt man die klassische ROME-Kost serviert, die so wunderbar mundet. Im Marschrhythmus geht es „einzig und allein durch brutalsten Kampf“. Hier wird mein Plattenexemplar wohl die meisten Abnutzungserscheinungen davontragen. Es folgt mit „Whom The Gods Wish To Destroy“ eine ganz im Gegensatz dazu stehende, einem Schlaflied gleichende minimalistisch instrumentierte Ode an das geplagte Grenzland. Es gibt kein Lied, das man hier missen möchte und ich freue mich endlich wieder ein ROME-Album komplett durchlaufen lassen zu können. In meiner Rezi zum letzten Album „Hegemonikon“ im letzten Jahr, schrieb ich vom Wunsch schon einige Zeit lang live vorgetragene Perlen, wie „The Ballad Of Mariupol“ oder „Going Back To Kyiv”, veröffentlicht zu sehen. Hier sind die Lieder nun in Studioqualität zu hören und sie gehen noch immer unter die Haut.
Die Verbundenheit des Künstlers mit den Menschen in der Ukraine, die Jerome Reuter nicht nur durch wiederholte Konzerte in diesem Land ausdrückt, ist auf dieser Platte allgegenwärtig. So zeigt er sich dankbar, dass Produktion und Veröffentlichung noch pünktlich zum Unabhängigkeitstag der Ukraine ermöglicht wurden. Alle Songtitel und Texte sind auch in ukrainischer Sprache beigefügt. Er widmet das Album den Helden der Ukraine und dankt allen, die ihn und seine Musiker auf den gefährlichen Fahrten zu den Spielstätten unterstützt und beschützt haben. Auch die meisten Samples hat er aus entsprechenden Quellen bezogen. In einem davon heißt es in etwa „Sie werden unsere Gesichter und nicht unsere Rücken sehen!“ Mit dieser Platte leisten ROME ihren Beitrag zur Motivation der Menschen vor Ort und diese Rezi soll zum Kauf motivieren, am besten gleich zusammen mit dem frisch veröffentlichten Live Album „Live in Kyiv“, dessen Erlös…genau, Ihr könnt es Euch denken. (M.K.)
Format: CD / LP |