Ja ist denn schon Weihnachten? Denn solche amtlich-fetten Best Of- oder Greatest Hits-Kopplungen, wie „Es bleibt kalt“ werden ja eigentlich sonst meist nur im Vorfeld des nahenden Jahresende unter die Leute gebracht. Bei EISBRECHER aber wohl nicht und scheinbar wollen uns die Jungs um den charismatischen Frontmann Alex Wesselsky etwas Abkühlung in den aktuell so heißen Zeiten bringen! Da ich wage in Erinnerung hatte, dass mir damals 2004 das Debüt der Band zur Rezension vorlag, habe ich mir mal die Mühe gemacht, die alten noch zu dieser Zeit physischen BLACK-Magazine durchzusuchen und siehe da, bin ich in Ausgabe 34 fündig geworden. Ich attestierte den beiden Ex-MEGAHERZ-Mitgliedern Alex Wesselsky und Noel Pix dabei musikalisches Talent und eine deutlichere elektronischere Ausrichtung in Bezug auf die Dark Wave-Tanzflure. Damit einhergehend allerdings auch ein plakatives bedienen von Klischees, welche dem Erfolg des EISBRECHER jedoch mehr förderlich als verwehrend ist. Abschließend gab ich eine positive Prognose über das breite abholen in den Fan-Lagern von RAMMSTEIN, OOMPH! und AND ONE ab und sah den EISBRECHER mit aller Macht sich seine Fahrrinne über die schwarzen Tanzflächen dieser Republik bahnen. Seit dem habe Ich mich mit der Band nicht mehr beschäftigt, aber deren stetig sich steigernden Erfolg am Rande schon mitbekommen. Angesichts der 40 Songs umfassenden aktuellen Best Of scheine ich mit meiner Prognose von damals nicht so falsch gelegen zu haben, denn inzwischen sind aus den Clubtanzflächen die großen Festival-Bühnen geworden und EISBRECHER auch in den Charts seit Jahren ganz vorne mit dabei! Die „Blutgrätsche zwischen Metal Rock und Dark Electro Pop“ hat also funktioniert und nicht nur die Fans der oben erwähnten Formationen bedient, sondern auch welche aus dem UNHEILIG- und sogar SANTIANO-Lager herübergeholt. Eigentlich ist mir dieser kirmeshafte Gothic-Schlager-Kram ein Graus, aber die dezente hymnische Einbindung dieses Elements in den eisenharten Schiffsrumpf von EISBRECHER gefällt mir überraschend gerade ganz gut. Außerdem empfinde ich Alex Wesselsky als Person an sich inzwischen als äußerst sympathisch und insbesondere optisch macht der Typ eine wesentlich bessere Figur, als ein sich in den letzten Jahren doch arg gehen lassender Till Lindemann! Mit 40 Tracks aus 20 Jahren Band-Geschichte gibt „Es bleibt kalt“ auf jeden Fall einen sehr großzügigen Überblick auf die Fahrten des EISBRECHER und für Einsteiger ist das natürlich eine gute wie quantitativ rentable Gelegenheit, sich mit der Band vertraut zu machen. Auf die nächsten 20 Jahre volle Kraft voraus! (Marco Fiebag)
Format: 2LP/2CD |
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