So unbekannt sind DIE UNBEKANNTEN ja nun auch nicht mehr, welche zu ihrer Zeit 1981/82 eigentlich nur zwei 12“-Platten veröffentlicht hatten. Denn spätestens seit der wunderbaren Essay-Film-Dokumentation „B-Movie“ über die Westberliner Underground-Szene zwischen 1979 und 89 von Mark Reeder sollte dessen Band dann nicht nur Kennern ein Begriff sein. Neben dem „Berliner Original aus Manchester“ Mark Reeder gehörten noch Alistair Gray am Bass und Gesang, wie Thomas Wydler an den Drums zu DIE UNBEKANNTEN. Letztere wechselte nach der ersten 12“ zu DIE HAUT, wurde später konstantes Mitglied der BAD SEEDS von Nick Cave und bei DIE UNBEKANNTEN durch einen der ersten Prototypen des Roland 606 ersetzt, welchen Mark Reeder von HUMAN LEAGUE zum Test erhalten hatte. Optisch sehr militant unterwegs, waren DIE UNBEKANNTEN musikalisch ein Kind ihrer Zeit und klar vom britischen Post Punk im Stile JOY DIVISION’s beeinflusst. Dies ist auch nicht weiter verwunderlich, denn galt Mark Reeder als „Der Mann von Factory“ in Berlin und organisierte damals auch das einzige Konzert von JOY DIVISION in der Mauerstadt. Selbst wenn das Konzert an sich kein Erfolg war, ist dieses durch deren Song „Komakino“ in die Ewigkeit eingegangen. DIE UNBEKANNTEN gerieten allerdings nach ihren zwei Platten bei Monogram, einer abenteuerlichen Geheim-Tour durch den Ostblock und der wenig erfolgreichen Transformation zu SHARK VEGAS in Vergessenheit bzw. wurden zu einer Fußnote im Dunstkreis der sogenannten „Genialen Dilettanten“ aus Westberlin. Doch schon 1997 würdigte Jay K diese Band im Rahmen seiner legendären „Godfathers Of German Gothic“-CD-Reihe und 2005 veröffentlichte endlich das verdienstvolle Label Vinyl On Demand die LP-Compilation „Don’t Tell Me Stories“. Diese fasste die beiden Monogram-Platten + drei Bonus-Tracks zusammen und ist auf Grund ihrer Limitierung von nur 500 Exemplare inzwischen auch schon wieder eine gesuchte Rarität. Mark Reeder hat sich zusammen mit Micha Adam deshalb nochmal das komplette Material vorgenommen und dieses neu gemastert, wie auch gemixt. In diesem Zuge wurden die eigentlichen 7 Titel der beiden 12“ jetzt um 12 weitere Tracks angereichert. Dies sind im einzelnen Reperfected-, Retold-, Reconstructed-, Recounted- und Retuned-Version + Live-Tracks und die Video-Version von „The Game“. Eine richtige Rarität darunter ist die Demo-Version von „You Hurt Me“, welches später unter dem ebenso kurzlebigen Banner SHARK VEGAS als einzige 12“ veröffentlicht wurde. Das gesamte Material klingt in dieser Form immer noch sehr frisch und durch die aktuelle Überarbeitung richtig fett bzw. auf der Höhe der Zeit, welche ja scheinbar auch gerade wieder reif ist für diesen speziellen kühlen Cold War Isolation-Sound aus der damaligen Mauerfrontstadt Berlin! Eigentlich verdient „Don’t Tell Me Storys“ als längst überfällige ultimative Werkschau von DIE UNBEKANNTEN eine ansprechende physische Veröffentlichung im CD-Format mit Begleitbuch, ist jedoch im Moment leider nur digital über die Bandcamp-Seite von Mark Reeder käuflich erhältlich. So oder so ist diese Zusammenstellung ein wichtiges Zeitdokument, welches neben den Titelgebenden Song, u.a. mit „Casualities“, „Against The Wall“ und „Radio Wars“ so einige melancholisch-dunkel groovende Manchester-Gedächtnis-Post Punk-Hits bietet! (Marco Fiebag)
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