Als ich vor kurzem das Buch „Surrender – 40 Songs, One Story“ von BONO a la PAUL DAVID HEWSON gesehen hatte und mir gleichzeitig die CD Box „Songs Of Surrender“ angeboten wurde, kam es mir fast vor, als wenn U2 zum finalen Karriere Schlag ausholen wollten, soviel Medienpräsenz von der irischen Band gab es lange nicht mehr. Über die Gruppe selber muß man wohl kein weiteres Wort verlieren, daher widmen wir uns gleich mal dem opulenten Output dieser Veröffentlichung.Braucht die Welt sowas ? Ist das Kunst oder kann das weg ? Erfindet sich die Band neu ? Das waren Fragen, die einem sofort in den Sinn kamen und die die Fans sich stellten. Bei den SIMPLE MINDS mit deren Acoustic Platte vor einigen jahren war das Experiment wohl geglückt, bei INXS werden wir es leider nie erfahren. Bevor die Kultrockband also neues Material ( das 15te Album dann ) zum Besten gegeben hätte, kam der Gruppe noch die famose Idee, schnell ein paar Klassiker aus 50 Jahren Bandgeschichte in ewig gleicher Bandbesetzung neu einzuspielen. Also sind es neue „alte“ unplugged Songs geworden, es ist nach 6 Jahren die erste Platte und die dann gleich mal mit „schlappen“ 40 Stücken. Was mir beim Hören gleich auffällt, ist das die „alten“ Gassenhauer tatsächlich vorzüglich umgesetzt wurden. Da gibt es einige Songs, für die sich der Aufwand auf jeden Fall gelohnt hat. Was man zudem merkt ist das bei den Songs die Dynamik + der Pathos rausgenommen wurde und das Ganze teils schön gechillt, ja sogar Kammermusik und Sessionartig eingespielt wurde, die bekannte Gitarre von THE EDGE ist nicht mehr im Mittelpunkt, stattdessen wurde der Klavieranteil merklich erhöht. THE EDGE dazu : „Wenn ein Song bekannt ist, wird damit immer eine bestimmte Stimme verbunden. Nur was passiert, wenn sich eine Stimme über die Jahre weiter entwicklet“? Von daher ist es schön zu hören, wie BONO die „alten Songs in neuen Schläuchen“ nun mal ganz anders einsingt als im Original. Und nochmal zu den Songs : Bei den neueren Stücken klappt es auch hervoragend mit der kreativen Neufindung. Die Lieder mit dem hohen Bekanntheitsgrad wiederum, also die wahren Rock Klassiker der U2 Geschichte, gehen für mich etwas unter in allzu leichten und seichten Arrangements. Eventuell ist es aber auch deshalb begründet, weil man die Originale eben durch ihre unmittelbare Dynamik zu oft gehört hat. Aber nach mehrmaligen Hören stellt sich das irgendwie auch wie von selbst ein und man stimmt mit BONO in die Songs ein. Es sind halt eben doch zu viel süchtig machende Ohrwürmer mit dabei, die ich z.B. vor vielen Jahren bei 80.000 Fans im Münchener Olympiastadion mit erlebt hatte. Die 40 Tracks erstrecken sich über eine Spielzeit von 2 Stunden und 46 Minuten. Das ist schon ein hartes Brett und ein jeder Rock (U2) Fan sollte sich hier (s)ein eigenes Urteil bilden.
(S.Erichsen)
Format: CD / LP |