DIE SKEPTIKER und insbesondere deren Kassette „Schreie“ waren der Soundtrack meiner „unruhevollen Jugend“ in der DDR. Die Punk-Rock-Band um Sänger Eugen Balanskat war absolut prägend für mich und nie werde ich Konzerte wie damals 1988 in der Scheune in Dresden und später im Tierparkclub in Berlin oder auf der Parkbühne in Weißensee vergessen. Legendär auch das Konzert 1989 im Hörsaal des Hygienemuseum in Dresden, wo es trotz der ehrwürdigen Örtlichkeit überraschend derb herging und das Interior doch etwas in Mitleidenschaft gezogen wurde! Musikalisch hatten DIE SKEPTIKER mit ihrer schnellen und technisch guten Spielweise + dem markanten Tenor-Gesang von Eugen Balanskat in der Szene einen Ausnahme-Status, der ihnen selbst in der DDR regen Radioeinsatz und letztendlich sogar eine Plattenproduktion in der Amiga-Quartett-Single-Reihe einbrachte. Das erste Album „Harte Zeiten“ erschien dann zwar erst 1990 im Wendewirren-Jahr, in denen sich die Band kurzzeitig auch auflöste und Eugen Balanskat danach mit neuer Mannschaft und dem legendären Album „Sauerei“ im wiedervereinten Deutschland durchstartete. Darum soll es hier jedoch nicht weiter gehen, denn im „real existierenden Sozialismus“ hatten DIE SKEPTIKER illegal zwei Kassetten mit insgesamt 27 Demo-Songs aufgenommen und veröffentlicht, aus denen später das erste Album „Harte Zeiten“ entstand. 1996 wurden diese alten Titel bei Rebel Rec. auf der CD „Frühe Werke“ gebündelt und wieder verfügbar gemacht. Ihr rauer Charme konnte zum Glück damals bewahrt und die Aufnahmen nicht ihrer Authentizität beraubt werden. Diese CD ist allerdings längst nicht mehr erhältlich und inzwischen ein gesuchtes Sammlerstück geworden. Das neue Label für „Punk mit schlechter Laune, Wut, Melancholie und Nihilismus“ namens Sterbt Alle Records hat sich jetzt der „Frühe Werke“ von DIE SKEPTIKER angenommen und erstmals das Material im Doppel-Vinyl-Format aufbereitet. Gleich mit den ersten Takten nach der Einlaufrille bin ich wieder mit zuckendem Fuß im Stoff und jeder Ton + Text ist unglaublich präsent! Absolut zeitlose bzw. immer noch aktuelle Songs sind das (ausgenommen mal „Berlin“ und „Drushba“), die hier in ihrer ruppigen Urform ein zweites Mal für die Nachwelt dokumentiert werden. Die Pressung der rot/schwarz-marmorierten Platten ist dabei solide, jedoch sollte man hier natürlich keine audiophile Produktion erwarten und das auch gut so ist. Auf den Innenseiten des Klappcovers gibt es noch die einzelnen Texte dazu und das Vinyl steckt in gefütterten Innenhüllen, was ich als sehr vorbildlich empfinde. Allerdings ist (oder besser war) die Auflage nur auf 500 Exemplare beschränkt und inzwischen leider schon beim Label, wie auch der Band ausverkauft. Aktuell sind DIE SKEPTIKER auf der „Alles auf Anfang“-Tour und in diesem Jahr steht dann auch noch das Solo-Debüt von Eugen Balanskat an – man bleibt also hoffentlich noch lange skeptisch durch und durch! (Marco Fiebag)
Format: 2LP |
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