Es war Anfang der 90er Jahre und ich hatte nach dem Mauerfall im Crashkurs musikalisch fast alles nachgeholt, was ich damals in der DDR verpasst hatte. Nach einer schnellen Sättigung war ich auf der Suche nach Neuem und entdeckte mein Interesse am Provokativen, Abseitigen und Abartigen. Neben dem Industrial in seinen vielfältigen Spielarten, beschäftigte ich mich des weiteren mit der Faszination des Grauens, True Crime, Splatter und Fetisch & S/M. In Folge landete ich dann irgendwann auch bei Jörg Buttgereit und seinen morbiden Filmen „Todesking“ und „Nekromantik“. Die seine Zeit kontrovers diskutierten Streifen sind inzwischen längst Kult und den Soundtrack zu „Nekromantik 2“ habe ich damals hoch und runter gehört. Inzwischen ist diese CD aber ein gesuchtes wie teures Sammlerstück, weshalb jetzt Mark Reeder den Soundtrack 30 Jahre später exhumiert und zusammen mit Micha Adam neu gemastert hat. Mark Reeder war damals neben u.a. Hermann Kopp, John-Boy Walton und Daktari Lorenz für die musikalische Untermalung verantwortlich, wie er ebenso in den Filmen als Darsteller vertreten war. Kurioserweise ist mir das erst durch sein großartiges „B-Movie“-Biotop bewusst geworden und er mir bis dahin nur als Produzenten vom ersten ALBUM „Torture“ von DIE VISION und durch seine Band DIE UNBEKANNTEN bekannt (ups) war. „Nekromantik 2 – The Restoration Of The Loving Dead“ versammelt nun insgesamt alle seine 24 Tracks, wobei er bei einigen durch Paul Browse (CLOCK DVA, SYSTEM 01) unterstützt wurde. Diese erstrahlen jetzt in neuem Glanz und viele waren bislang unveröffentlicht. Geblieben ist jedoch der melodramatische Lo-Fi-Charme der einzelnen Stücke, die meist Neoklassischen Kammer-Miniaturen + ambiente Atmosphären generieren und mit ihren sehr einfachen Melodien ungemein wirkungsvoll klingen. Diese lösen bei mir immer noch eine wohlige Gänsehaut aus und insbesondere „Sex With A Saw“ hat weiterhin einen akustisch extrem verstörenden Eindruck auf mich! Ein richtiger Knaller ist auch das Alternative End-Demo von „Nekromantik“, welches im hämmernd-groovigen Stil von LIAISONS DANGEREUSUS „Los Ninos Del Parque“ gehalten ist und seltenen Gesang von Mark Reeder selbst bietet. Für mich ist „Nekromantik 2 – The Restoration Of The Loving Dead“ eine längst überfällige Wiederveröffentlichung, welche leider im Moment nur digital als Download über die Bandcamp-Seite von Mark Reeder erhältlich ist. Hier wäre eine Veröffentlichung im physischen CD- oder Vinyl-Format (wie 2015 beim Soundtrack zu „Nekromantik 1“ auf One Way Statik Records) höchst wünschenswert! (Marco Fiebag)
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